Carl Schuch - Stillleben mit Blumen und Äpfeln - image-1

Lot 1543 Dα

Carl Schuch - Stillleben mit Blumen und Äpfeln

Auktion 1067 - Übersicht Köln
21.05.2016, 14:30 - Gemälde und Zeichnungen des 19. Jahrhunderts
Schätzpreis: 30.000 € - 40.000 €
Ergebnis: 136.400 € (inkl. Aufgeld)

Carl Schuch

Stillleben mit Blumen und Äpfeln

Öl auf Leinwand (doubliert). 64 x 79 cm.
Datiert unten rechts: 15. Juni 85.

Der österreichische Maler Carl Schuch entstammte einem wohlhabenden Elternhaus, was ihm ein finanziell unabhängiges Leben ermöglichte. Wohl auch aus diesem Grund hat Schuch zu Lebzeiten lediglich zwei Gemälde öffentlich ausgestellt. Erst nach seinem Tod wurden seine Werke in weiteren Kreisen bekannt und von zahlreichen Museen angekauft. In jüngerer Zeit haben vor allem die beiden Retrospektiven in Mannheim bzw. München (1986) und Wien (2012) den europäischen Rang des Künstlers herausgestellt.
Schuch führte seit seiner Jugend ein unstetes, von häufigen Ortswechseln geprägtes Leben. Nach einem wohl vorzeitig abgebrochenen Studium an der Wiener Akademie führten ihn Reisen und längere Aufenthalte u.a. nach Italien, München, Belgien, Holland und in die Mark Brandenburg. Ab 1882 lebte Schuch in Paris, bevor er 1894 infolge wachsender geistiger Umnachtung in seine Heimatstadt Wien zurückkehrte. Die letzten Lebensjahre verbrachte der Künstler in einer „Privatheilanstalt für Gemüthskranke“.
Die Zeit in Paris, während der auch das vorliegende Gemälde entstand, bildet den Höhepunkt, wenn auch zugleich den Schlusspunkt im künstlerischen Schaffen Schuchs. In seinem Pariser Atelier widmete er sich vor allem der Stilllebenmalerei, wobei die dort entstandenen Werke häufig den Vergleich mit seinem Zeitgenossen Cézanne heraufbeschworen haben. Für Stephan Koja liegt diese Vergleichbarkeit „auch darin, dass sich beide dem kontinuierlichen, reflektierenden Forschen und Vervollkommnen - und dem Studium an einfachen Motiven - verschrieben hatten […].“ (Ausst.-Kat. „Carl Schuch. Ein europäischer Maler“, Wien, Belvedere, 26.6.-14.10.2012, S. 41). Unterschiede zu den Arbeiten Cézannes liegen dagegen im zurückhaltenderen Kolorit und dem stärkeren Einsatz von Helldunkel-Kontrasten, was wohl auch in Schuchs intensiverer Rezeption der Werke Alter Meister begründet liegt.
Im Wiener Ausstellungskatalog von 2012 wurden erstmals die beiden Venezianischen und die beiden Pariser Notizhefte Schuchs in einer Transkription vollständig publiziert. Im Pariser Notizheft II, das Schuch im Jahr 1885 geführt hat, notierte der Künstler auf Blatt 31v detailliert die Zusammenstellung der Palette, die er für unser vorliegendes Stillleben verwendet hatte. Das Faksimile dieser Seite findet sich bereits im Katalog der Ausstellung in Mannheim und München von 1986 (a.a.O., S. 100). Im Katalog der 1979 veranstalteten Münchener Ausstellung, in der unser Bild ebenfalls gezeigt wurde, heißt es schließlich: „Das in glühenden, pastos aufgesetzten Farben gehaltene Bild, in dem der Künstler sich um reale Details nicht mehr kümmert, kaum um allgemeine stoffliche Überzeugungskraft, nur noch um den Ausdruck des Blühens, Schwellens und Duftens, gehört der Pariser Spätzeit an und zu den Hauptwerken wenigstens dieser Periode.“ (Ausst.-Kat. München 1979, a.a.O., S. 282).

Das Gemälde wird in dem durch die Carl Schuch-Gesellschaft, Zürich, in Vorbereitung befindlichen Catalogue raisonné die Nummer 497 erhalten.

Provenienz

Süddeutsche Privatsammlung.

Literaturhinweise

Karl Hagemeister: Karl Schuch. Sein Leben und sein Werk, Berlin 1913, Abb. S. 129. – Hans Rosenhagen: Karl Schuch, in: Zeitschrift für bildende Kunst N.F. 24, 1913, S. 117-26, Abb. S. 116. – Eberhard Ruhmer: Charles Schuchs Pariser Stilleben, in: Die Kunst und das schöne Heim 57, 1959, S. 208-11, Abb. S. 210. – Brigitte Huck-Hajek: Carl Schuch. Die Stilleben, Diss. Wien 1979, Nr. 61. – Ausst.-Kat. „Die Münchner Schule 1850-1914“, Bayerische Staatsgemäldesammlungen u. Haus der Kunst, München, 28.7.-7.10.1979, S. 362, Nr. 278 (mit Abb.). – Eberhard Ruhmer: Der Leibl-Kreis und die reine Malerei, Rosenheim 1984, S. 335, Abb. 215. - Ausst.-Kat. „Wilhelm Leibl und sein Malerkreis“, Städtische Galerie, Rosenheim, 1985, Nr. 112 (mit Abb.). - Ausst.-Kat. „Carl Schuch 1846-1903“, Städtische Kunsthalle Mannheim, 8.3.-19.5.1986, Städtische Galerie im Lenbachhaus, München, 11.6.-11.8.1986, S. 282, Nr. 94, Abb. S. 283.

Ausstellung

„Die Münchner Schule 1850-1914“, Bayerische Staatsgemäldesammlungen u. Haus der Kunst, München, 28.7.-7.10.1979. - „Wilhelm Leibl und sein Malerkreis“, Städtische Galerie, Rosenheim, 1985. - „Carl Schuch 1846-1903“, Städtische Kunsthalle, Mannheim, 8.3.-19.5.1986, Städtische Galerie im Lenbachhaus, München, 11.6.-11.8.1986.