Andres Serrano - Mehr Konzeptkünstler als Fotograf
Andres Serrano wurde am 15. August 1950 in New York City geboren. Der Sohn eines honduranischen Einwanderers und einer afrokubanischen Mutter wuchs in einem streng katholisch geprägten Milieu auf, was seine spätere Bildersprache als Künstler nachhaltig prägte. Er studierte von 1967 bis 1969 an der Brooklyn Museum Art School Malerei und Skulptur und versteht sich vor diesem Hintergrund bis heute nicht als Fotograf, sondern als bildender Künstler. Prägend für das Serranos Kunstverständnis war das Credo von Marcel Duchamp, dass wirklich alles Kunst sein könne – auch Fotografie. Die Fotografie war es auch, die ihm den künstlerischen Durchbruch brachte, nachdem er zunächst als stellvertretender künstlerischer Leiter einer Werbeagentur gearbeitet hatte. Der Fotograf Alex Harsley präsentierte frühe Bilder von Andres Serrano der Öffentlichkeit. Viele weitere Ausstellungen folgten, oft an prestigeträchtigen Orten wie der Kathedrale St. John the Divine in New York.
Kunstwerke mit vielen Kontroversen
Andres Serrano bezeichnet sich selbst als Christen, sorgt mit seiner unkonventionellen Verwendung christlicher Symbole aber immer wieder für Irritationen. Zu seinen künstlerischen Provokationen gehört auch sein berühmtestes Werk, das Bild Piss Christ, auf dem ein Kruzifix zu sehen ist, das sich in einem mit Urin gefüllten Behälter aus Plexiglas befindet. Neben der Religion ist es vor allem die Sexualität, die das Werk von Andres Serrano bestimmt: Als seine Bilderserie The Histoy of Sex in einer Galerie im schwedischen Lund ausgestellt wurde, kam es zu mutwilligen Beschädigungen der Werke durch eine Gruppe von Randalierern, die der schwedischen Neonazi-Szene zugerechnet wurden. Neben anderen Künstlern wie Merry Alpern, Barbara Degenevieve und Robert Mapplethorpe stand Andres Serrano im Mittelpunkt der sogenannten culture wars der 1990er-Jahre, als in den USA intensiv um die Grenzen der Kunstfreiheit gestritten wurde. Diese Grenzen lotete Serrano ein ums andere Mal aus, auch als er für die Cover der beiden Metallica-Alben Load und ReLoad Bilder aus Ejakulat, Urin und Rinderblut zur Verfügung stellte.
Abseits aller Erwartungen und Konventionen
Andres Serrano sorgte auch mit seiner Bilderserie The Morgue für Aufsehen, für die er Leichen auf eigenwillige Weise in Szene setzte. Weil er sich zwar die Genehmigung eines Gerichtsmediziners, nicht aber der jeweiligen Angehörigen eingeholt hatte, musste er die Ausschnitte so wählen, dass die Identitäten der Fotografierten nicht zu erkennen waren. Er porträtierte Mitglieder des berüchtigten Ku-Klux-Klans ebenso wie ihre verbrannten Opfer. 2013 sammelte Serrano für sein Kunstprojekt Sign of the Times 200 Unterschriften von Obdachlosen, wobei er für jede Unterschrift 20 Dollar bezahlte. Auch für seine Bilderserie Residents of New York fotografierte Serrano obdachlose Männer und Frauen. Eine andere Bilderserie widmete sich den Native Americans. Auch Aktfotografie gehört zum Oeuvre Andres Serranos, doch entscheidet er sich stets für Modelle, die von gängigen Erwartungen und Schönheitsidealen abweichen.
Andres Serrano lebt und arbeitet in New York.
Andres Serrano - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: