Katharina Sieverding - Fotokunst in großem Format und in großen Zusammenhängen
Katharina Sieverding wurde am 16. November 1944 in Prag geboren. Ihr Kunststudium führte sie zunächst nach Hamburg, wo sie von 1963 bis 1964 an der Hochschule für bildende Künste studierte, ehe sie nach Düsseldorf ging, um bei von 1964 bis 1967 die Bühnenbild-Klasse von Teo Otto zu besuchen. 1967 wechselte sie zu Joseph Beuys, der sie schließlich zu seiner Meisterschülerin machte. Nach Abschluss ihres Studiums im Jahr 1972 unternahm Katharina Sieverding mehrere Reisen, die sie nach China, in die Sowjetunion und in die USA führten. Bereits Mitte der 1970er-Jahre wandte sich die Künstlerin der Großfotografie zu. Mindestens ebenso groß sind die Zusammenhänge, in denen Katharina Sieverding denkt: Kein einzelnes Bild sei denkbar ohne die Gesamtheit aller Bilder, deshalb ist es ein kaum überschaubares Geflecht an Beziehungen, in dem sich die Fotografin bewegt, um ihre oft gewagten Kompositionen herauszuarbeiten. Dafür geht sie eine permanente Auseinandersetzung ein mit dem, was weltweit unter kulturellen und ökonomischen Aspekten geschieht.
Vielschichtige Antworten auf die Frage nach der weiblichen Identität
Katharina Sieverding fragt mit ihren Fotografien nach dem wahrhaftigen Wesen der Dinge, zieht das Sichtbare als Grenze des Existenten in Zweifel und versucht, das eigentlich Verborgene zu entdecken und an die Oberfläche zu holen. Mit ihren spektakulären Selbstporträts und viel Selbstbewusstsein schaffte sie den Sprung in eine männerdominierte Riege, obwohl sie sich selbst nicht in erster Linie als Feministin sieht: Weibliche Emanzipation sei etwas, das sie immer mit und niemals gegen oder gar ohne die Männer erreichen wollte, erklärt die Künstlerin. Auch sieht sie die Frage nach der weiblichen Identität nicht auf den Körper begrenzt, sondern weitet die umfassende Suche danach auf kosmische Dimensionen aus. Plumpe Provokation und Effekthascherei ist ohnehin nicht die Sache der Künstlerin, die sich bei ihrer Arbeit umfassende Gedanken macht und nicht nach schnellen Lösungen strebt. Das Verhältnis von Objektivität und Subjektivität wird zum Gegenstand kritischer Reflexion, wobei Katharina Sieverding besonders die Freiheit der Kunst schätzt, die es ihr erlaubt, ohne eine ausführliche theoretische Begründung ihrer Thesen und Ideen der kreativen Inspiration nachzugehen und nachzugeben.
Einflussreiche Lehrerin und nimmermüde kreative Gestalterin
Katharina Sieverding lehrte von 1992 bis 2007 als Professorin an der Hochschule der Künste Berlin. Zu ihren vielen Studenten gehörten heute anerkannte Künstlerpersönlichkeiten wie Heike Baranowsky, Sebastian Bieniek, Ina Bierstedt, Natascha Sadr Haghighian und Jorinde Voigt. Katharina Sieverding, die von sich selbst sagt, 24 Stunden am Tag in irgendeiner Form künstlerisch tätig zu sein, wagt sich mitunter auch an ganz unvermutete Projekte: 2018 übernahm sie für die Düsseldorfer Prinzengarde Blau-Weiß die Gestaltung des neuen Karnevalsordens. Dafür musste sie sich mit einem ungewohnt kleinen Format zufriedengeben – im Gegensatz zu ihren sonstigen monumentalen Arbeiten standen für den Orden nur wenige Zentimeter zur Verfügung.
Katharina Sieverding lebt und arbeitet in Düsseldorf.
Katharina Sieverding - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: