Hans Staudacher

Hans Staudacher - Ausbildung als Autodidakt und bei Arnold Clementschitsch

Hans Staudacher wurde am 14. Januar 1923 in St. Urban am Ossiacher See in Österreich geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in bescheidenen Verhältnissen, die ihm das angestrebte Kunststudium zunächst erschwerten. So bildete er sich schon früh vor allem als Autodidakt und eignete sich grundlegende Kenntnisse im Zeichnen und Malen an, übte sich eifrig an Porträts und Landschaftsaquarellen. Vorbild und Lehrstoff boten ihm dabei die Werke anderer Maler, wobei er sich besonders den Künstlern des Nötscher Kreises zuwandte: Sebastian Isepp, Arnold Mahringer, Anton Kolig und Franz Wiegele hatten sich ohne erklärtes Programm in der kleinen Gemeinde Nötsch im Gailtal zusammengefunden; ihre Bilder begeisterten den jungen Hans Staudacher, der später noch die Malschule des Landschafts- und Genremalers Arnold Clementschitsch besuchen konnte. 1950 führte ihn sein Weg nach Wien, wo sich ihm interessante Begegnungen eröffneten – mit der Kunst von großen Malern wie Egon Schiele, Gustav Klimt und Alfred Kubin.

Die Verschmelzung von Farbe und Schrift, Gestik und Abstraktion

Hans Staudacher entwickelte sich schnell zu einem Pionier der informellen Malerei in Österreich. Er wurde ein geschätztes Mitglied der Wiener Secession und von dieser mit mehreren gefeierten Ausstellungen geehrt. Diese Erfolge ermöglichten Hans Staudacher einen mehrjährigen Aufenthalt in Paris: Zwischen 1954 und 1962 kam er dort mit dem Tachisten Georges Mathieu sowie dem 1945 von Isidore Isou begründeten Lettrismus, der Verschmelzung von Bild und Schrift, in Kontakt. Beides übte einen tiefgreifenden Einfluss auf die Kunst von Hans Staudacher aus. Bereits vor dieser Begegnung hatte er im Jahr 1951 einige erste Versuche mit tachistischen Kunstharzbilder unternommen. Auch nach seiner Rückkehr in die österreichische Heimat zog es den Künstler immer wieder nach Paris. 1956 vertrat er Österreich auf der 28. Biennale in Venedig; sein Beitrag umfasste acht Bilder. Die gestische Abstraktion bildete seit den 1960er-Jahren das zentrale Motiv seines Schaffens. 1976 wurde ihm der Professorentitel verliehen.

Die Kunst muss handeln – jenseits aller Normen und Erwartungen

Hans Staudacher vertrat sein Heimatland Österreich mit großem Erfolg auch auf den Biennalen von Tokio und São Paolo – auf letzterer trat er gemeinsam mit Gotthard Muhr und Cornelius Kolig auf. Nach Hans Staudachers Credo darf die Kunst nicht nur erzählen, sie muss handeln. Er selbst setzte diese Überzeugung während seines gesamten Schaffens konsequent um, folgte seinem spontanen Gespür für Dynamik und Rhythmus, fernab aller künstlerischen Normen und festen Erwartungen, und verkörperte damit auf charakteristische Weise die Prinzipien der informellen Malerei. Für seine Kunst erhielt Hans Staudacher Preise und Auszeichnungen, darunter 1965 der Hauptpreis der Biennale in Tokio und 2004 das Goldene Ehrenzeichen der Stadt Wien. Hans Staudachers Werke sind heute in zahlreichen öffentlichen wie privaten Sammlungen zu sehen.

Im Januar 2021 verstarb Hans Staudacher in Wien.