Théophile Alexandre Steinlen - Literaturstudium in Lausanne, künstlerischer Durchbruch am Montmartre
Théophile Alexandre Steinlen wurde am 10. November 1859 als Sohn eines Postbeamten in Lausanne geboren. An der dortigen Akademie studierte er Literatur und absolvierte im Anschluss ein Praktikum bei einem Textildrucker in Mülhausen. 1878 übersiedelte er nach Paris und verdingte sich zunächst als technischer Zeichner. Zu seiner eigentlichen Kunst fand Steinlen erst nach seinem Umzug an den Montmartre, wo er rege im ansässigen Künstlermilieu verkehrte und Freundschaft mit dem französischen Karikaturisten und Maler Adolphe Willette schloss. Die beiden jungen Männer gehörten zu den Stammgästen des 1881 von Rodolphe Salis eröffneten Kabaretts Le Chat Noir und lernten dort den Sänger und Komödianten Aristide Bruant kennen, für den er später eine Chanson- und Textsammlung illustrierte. Zu seinem Umgang gehörten auch weitere klangvolle Namen wie Henri Toulouse-Lautrec, Félix Valloton und Alphonse Allais. 1884 eröffnete er seine erste Ausstellung an der La Bodinière; 1885 entstand das erste Plakat; es bewarb das Hotel de Paris in Trouville sur Mer.
Gefragter Plakatmaler, Zeitungskarikaturist und Buchillustrator
Théophile Alexandre Steinlen arbeitete am Montmartre für weitere humoristische Zeitschriften als Illustrator; auch zur Verschönerung verschiedener Buchveröffentlichungen war sein Zeichentalent gefragt. Zu seinen Freunden zählten bald auch berühmte Schriftsteller wie Emile Zola und Anatole France. Zu deb großen Erfolgen Steinlens gehörten diverse Plakate für Le Chat Noir sowie zahlreiche Illustrationen für die gleichnamige Zeitung. Ab 1893 präsentierte er seine Werke im Salon des Indépendants, später auch regelmäßig im Salon des Humoristes. Im Jahr 1903 konnte sich Théophile Alexandre Steinlen mit über 150 Werken an der Berliner Sezessionsausstellung beteiligen. Gemeinsam mit Jean-Louis Forain und Charles Lucien Léandre gründete er 1911 sogar selbst ein satirisches Blatt mit Namen Les Humoristes. Neben seiner Tätigkeit als Plakatmaler und Buchillustrator schuf Théophile Alexandre Steinlen auch einige Plastiken, wobei er vorwiegend Katzen als Motiv wählte. Katzen gehörten auch zu den bevorzugten Themen seiner Gemälde; er zeigte sie mit unerschöpflicher Fantasie in allen möglichen Positionen. Ein weiteres Feld, auf dem sich Théophile Alexandre Steinlen betätigte, war die Aktmalerei.
Kunst für die Entrechteten, Protest gegen den Ersten Weltkrieg
Théophile Alexandre Steinlen entdeckte in den vernachlässigten Randgruppen der Gesellschaft ein wichtiges Sujet. Als entschiedener Gegner jeder sozialen Ungerechtigkeit malte Steinlen die Missstände seiner Zeit und gab den Elenden eine Stimme. Prostituierte, Diebe, Bettler, Waisenkinder – sie alle machte Steinlen zum Thema seiner Bilder, um die Bessergestellten auf die oft unsichtbare und verdrängte Not in ihrer Mitte hinzuweisen. Mit einer Reihe von 17 Plakaten protestierte Théophile Alexandre Steinlen gegen den Ersten Weltkrieg. Darauf zu sehen waren Szenen, die das Leid der Soldaten wie der Zivilbevölkerung illustrierten. Steinlens bevorzugtes Medium war die Zeichnung, weit seltener widmete er sich der Ölmalerei und der Grafik. Ein großer Teil seines zeichnerischen Werkes befindet sich heute im Louvre.
Théophile Alexandre Steinlen starb am 13. Dezember 1923 in Paris.
Théophile Alexandre Steinlen - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: