Sasha Stone (Aleksandr Serge Steinsapir)

Sasha Stone, geboren 1895 in Sankt Petersburg als Alexander Sergejewitsch Steinsapir, wo er auch seine Jugendjahre verbrachte. Er emigrierte zunächst nach Polen, legte in Warschau das Examen zum Elektroingenieur ab, zog dann weiter in die USA und fand in New York Arbeit in der Firma des berühmten Erfinders Thomas Alva Edison. Mit der amerikanischen Staatsbürgerschaft nahm er auch einen neuen Namen an, nannte sich erst Alexander Stone, dann Sasha Stone. Die Gründe für seine Auswanderung liegen ebenso im Dunkeln wie das genaue Datum, aber möglicherweise war Sasha Stone jüdischer Herkunft und verließ Russland noch vor dem Ersten Weltkrieg. In New York lernte er seine spätere Frau, die Belgierin Camille Schammelhout kennen, die später unter dem Namen Cami Stone selbst als Fotografin reüssierte. 1917 trat Sasha Stone im Alter von 21 Jahren in die amerikanische Armee ein und diente bis 1919 bei den Luftstreitkräften. Kurz darauf kehrte er nach Europa zurück und studierte Bildhauerei in Paris und Berlin.

Sasha Stone fand in Berlin rasch Anschluss an die Dadaisten, kam aber bei diesen nie über eine Mitläuferrolle hinaus. Zwar begeisterte er sich spätestens seit seiner Pariser Zeit für die Avantgarde, neigte aber den konstruktivistischen Strömungen zu. Das betrifft insbesondere seine Zeichnungen und Aquarelle, die er aus eigenem Antrieb schuf, während er als Fotograf häufig einfacher Auftragnehmer war und wie auch seine Frau Cami Stone die Vorgaben seiner Kunden erfüllen musste. Das Ehepaar arbeitete seit der Eröffnung des gemeinsamen Fotoateliers im Jahr 1924 intensiv zusammen, Cami Stone führte das Archiv und machte selbst zahlreiche Bilder. In diesen Jahren feierte Sasha Stone viele Erfolge und schuf ein thematisch äußerst breit gefächertes Oeuvre, das Porträts, Aktaufnahmen und Zirkusszenen umfasste. Für die philosophisch-literarische Schrift Einbahnstraße seines engen Freundes, des Philosophen Walter Benjamin, illustrierte er den Umschlag. Auch für das Buch Deutschland, Deutschland über alles von Kurt Tucholsky fertigte Stone eine Collage an. 1932 übersiedelten die Stones nach Brüssel und Cami Stone trat zunehmend aus dem Schatten ihres Ehemannes, der aber nach wie vor selbst viele lukrative und prestigeträchtige Aufträge aus Industrie und Werbung erhielt.

Sasha Stone trennte sich 1938 oder 1939 von seiner ersten Frau Cami Stone und floh 1940 mit seinem Sohn und seiner zweiten Frau vor dem Einmarsch der deutschen Truppen in Belgien nach Paris. Er kam bis zur französisch-spanischen Grenze, wo er im Alter von 44 Jahren am 6. August 1940 in Perpignan starb – wahrscheinlich an Lungenkrebs. Nach seinem Tod geriet Sasha Stone für viele Jahrzehnte in Vergessenheit; erst 1990 sorgte der Fotohistoriker Eckhardt Köhn für eine große Retrospektive im Folkwang Museum Essen, die den Künstler wieder in Erinnerung brachte und zu weiteren Forschungen anregte.