Domínikos Theotokópoulos

El Greco wurde um das Jahr 1541 als Domínikos Theotokópoulos in Candia auf Kreta geboren. Sein Vater war Händler und Steuereintreiber für die Republik Venedig, zu deren Hoheitsgebiet Kreta in dieser Zeit gehörte; die Familie zählte zur Mittelschicht. Die kretische Schule der Ikonenmalerei stand in hohem Ansehen; El Greco erhielt in einer ihrer Werkstätten eine umfassende Ausbildung und wurde bereits in einem Dokument aus dem Jahr 1563 als Meister seiner Zunft gerühmt. Die hohe Wertschätzung, die der Künstler schon früh genoss, ergibt sich auch aus der Bezahlung, die mit 70 bis 80 Dukaten deutlich über den damaligen Gepflogenheiten lag. Das früheste erhaltene Bild El Grecos stammt aus dieser kretischen Phase und zeigt einen Marientod (Dormitio), dem die Herkunft aus der Ikonenmalerei noch anzusehen ist, der aber auch schon eine erste Loslösung von der Tradition und eine künstlerische Weiterentwicklung erkennen lässt.

El Greco ging Ende der 1560er Jahre nach Venedig, wandte sich dort der Ölmalerei zu und nahm dort Einflüsse von Jacopo Bassano (1510/15–1592), Jacopo Tintoretto (1518/19–1594) und Tizian (1488/90–1576) auf. Lange Zeit galt die unter anderem von Harold E. Wethey (1902–1984) vertretene Ansicht, El Greco habe sich erst in Venedig zum Künstler entwickelt, doch inzwischen findet auch die frühe kretische Phase breite Anerkennung. Der Aufenthalt in Italien war dennoch eine wichtige und produktive Zeit für den Künstler, der auf Empfehlung des Miniaturmalers Giulio Clovio (1498–1578) von dem Mäzen und Kardinal Alessandro Farnese (1520–1589) nach Rom geholt und in den Palazzo Farnese aufgenommen wurde. Dort traf El Greco den Bibliothekar Fulvio Orsini (1529–1600), der einige seiner Bilder erwarb. Anhaltende Spannungen mit den römischen Malern, die sich auf Michelangelo beriefen, während El Grecos Malerei zunächst in der Tradition Tizians stand (und nach einer Anekdote von Giulio Mancini sogar Michelangelos Jüngstes Gericht in der Sixtinischen Kapelle übermalen wollte), führten zu seinem Abschied aus der ewigen Stadt.

El Greco gelangte auf unbekannten Wegen nach Spanien, wo er in Toledo durch die Vermittlung seines Freundes Luis de Castilla, den er wahrscheinlich noch in Rom kennengelernt hatte, einige prestigeträchtige Aufträge erhielt. In Spanien fand El Greco zu einer naturalistischeren Malweise mit Figuren von monumentalen Ausmaßen. Bei der Farbwahl orientierte er sich am Stil der römischen Schule. Er entwickelte neue Bildthemen wie den reuigen Heiligen in Halbfigur und entfernte sich mit seinen stilistischen Innovationen zunehmend von der Malweise der Renaissance. Sein Bemühen, am Hof von Madrid Fuß zu fassen, blieb trotz eines mit 800 Dukaten dotierten Auftrags für König Philipp II. erfolglos, weil sich seine Malweise zu sehr von den Vorgaben des Konzils von Trient unterschied. Folglich engagierte sich der Künstler umso mehr in Toledo, wo er ein umfangreiches Werk schuf: vorwiegend geistliche Szenen für Altarbilder und Retabeln, aber auch Porträts. Trotz seiner Erfolge hatte er mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen, da er einen exquisiten Lebensstil pflegte und sich beim Malen von bezahlten Musikern unterhalten ließ.

 

El Greco starb am 7. April 1614 in Toledo.