Albert Venus

Franz Albert Venus wurde am 9. Mai 1842 in Dresden im Königreich Sachsen geboren. Sein Vater war ein Lakai der Prinzessin Amalie von Sachsen (1794–1870); beide Eltern starben allerdings früh, so dass der Künstler trotz evangelischer Taufe mit 12 Jahren in ein katholisches Waisenhaus kam und auch die katholische Freischule in Dresden besuchte. Sein unübersehbares künstlerisches Talent führte Albert Venus unmittelbar nach seinem Schulabschluss Ostern 1856 an die Dresdner Königliche Akademie der bildenden Künste. Von 1860 bis 1866 erhielt er Unterweisung im Atelier des Malers und Zeichners Ludwig Richter (1803–1884), der Albert Venus nach dessen frühen Tod tief betroffen als seinen Lieblingsschüler bezeichnete; tatsächlich war Venus' Stil dieser Jahre dem seines Lehrers Richter frappierend ähnlich. 1961 unternahm er mit seinen Malerfreunden Adolf Thomas (1834–1887), Carl Wilhelm Müller (1839–1904) und Viktor Paul Mohn (1842–1911) eine Studienreise nach Nordböhmen.

Franz Albert Venus profitierte bei seiner künstlerischen Entwicklung immens von zwei Italienreisen, die er in der zweiten Hälfte der 1860er Jahre unternahm und die ihm durch die finanzielle Förderung der sächsischen Prinzessin ermöglicht wurden. Die Zeichnungen, die auf diesen Reisen entstanden und später vom Künstler getuscht und aquarelliert wurden, markieren den Beginn einer Entwicklung zu einem eigenständigen Stil. Für sein Ölgemälde Gewitter in der römischen Campagna erhielt Venus ein Stipendium. Nach 1866 sind im Werk Albert Venus' auch Einflüsse von Andreas Achenbach (1815–1910) und Oswald Achenbach (1827–1905) zu erkennen. Der Künstler entwickelte sich vom Stil der klassischen Romantik, die seine kleinen Zeichnungen und Aquarelle prägen, im Lauf seiner Italienreisen zu einem impressionistischen Ansatz mit effektvollem Lichtspiel und einer warmen Atmosphäre. Hans Joachim Neidhardt (*1925), der sich um die postume Würdigung des Künstlers sehr verdient machte, verglich Albert Venus mit Carl Blechen (1798–1840).

Franz Albert Venus heiratete nach seiner Rückkehr aus Italien im Jahr 1870 Cäcilie Plaul und wurde damit der Schwager seiner Künstlerkollegen Wilhelm Claudius (1854–1942) und Karl Wilhelm Müller (1839–1904). Mit Müller und ihrem gemeinsam Lehrer Richter trat Albert Venus seine letzte Reise an, die ihn noch einmal nach Nordböhmen führte. Nach seiner Rückkehr erkrankte der Künstler schwer an der Lungenschwindsucht, der er schließlich erlag.

 

Albert Venus starb am 27. Juni 1871 in seiner Geburts- und Heimatstadt Sachsen. Wegen seines frühen Todes wurde der Künstler in den Kreis der »Unvollendeten« neben Ernst Fries (1801–1833), Franz Horny (1798–1824) und August Heinrich (1794–1822) gestellt und verklärt. Im Jahr 2023 kuratierte Florian Illies (*1971) eine Ausstellung unter dem Titel Der letzte Romantiker im Kupferstichkabinett Dresden.