Paul Weber

Paul Weber - Wandervogel, Gebrauchsgrafiker und Kriegskarikaturist

Heinrich Andreas Paul Weber wurde am 1. November 1893 in Arnstadt geboren. Seine Kindheit verbrachte er in dem kleinen Thüringer Städtchen, wo sein Vater eine Anstellung bei der Eisenbahn gefunden hatte. Künstlerische Förderung erhielt der kleine Paul durch seine Mutter und seinen Großvater, den ebenfalls in Arnstadt niedergelassenen Fabrikanten Christian Kortmann. Auf den Besuch der Realschule in Arnstadt folgte eine nur kurze Zeit an der Kunstgewerbeschule in Erfurt. 1908 schloss er sich der eskapistischen Bewegung Jung-Wandervogel an, mit der bürgerliche Jugendliche und junge Erwachsene den autoritären Zwängen der Zeit zu entfliehen versuchten. Dies taten sie mittels ausgedehnter Wanderungen durch die wilde Natur, wobei Paul Weber nicht nur eine tiefe Naturverbundenheit entwickelte, sondern auch völkisch-nationalistische Neigungen fasste. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich in dieser Zeit als Gebrauchsgrafiker und eignete sich auf autodidaktischem Weg lithografische Kenntnisse an. Von seinem Zeichentalent profitierte Paul Weber auch, als er während des Ersten Weltkriegs zum Militärdienst eingezogen wurde: Für die Zeitschrift der 10. Armee fertigte er Karikaturen an.

Künstlerische Erfolge, Antisemitismus und Kriegspropaganda

Paul Weber heiratete nach dem Krieg Toni Klander, mit der er fünf Kinder hatte. Sein Sohn Christian unterstützte ihn später bei der Erstellung von Signets und Werbegrafiken. Als Zeichner und Lithograf arbeitete der Künstler hauptsächlich für satirische Publikationen, außerdem entwarf er zahlreiche Buchillustrationen, unter anderem zu Till Eulenspiegel, Reineke Fuchs und Hans Sachs. Besonderen Ruhm erlangte die Lithografie Das Gerücht. Belegt ist auch die Urheberschaft an mehreren antisemitischen Zeichnungen, wiewohl sich Anhänger und Kritiker des Künstlers bis heute streiten, inwieweit sich aus diesen Auftragsarbeiten Rückschlüsse auf die tatsächliche Gesinnung Paul Webers schließen lassen. Zu den fragwürdigen Illustrationen gehört das Titelbild für den antisemitischen Roman Sünde wider das Blut aus der Feder des völkischen Bestseller-Autors Artur Dinter, der als einer der geistigen Väter der Nürnberger Rassengesetze gilt. Zwar werden Serien wie Leviathan und Britische Bilder mitunter als Kriegspropaganda eingestuft, allerdings ist unstrittig, dass Paul Weber als Gegner Hitlers galt und zeitweise von der Gestapo in Haft genommen wurde.

Internationale Anerkennung und rege Ausstellungstätigkeit

Paul Weber lebte nach dem Krieg in Schretstaken, wo ihn die Griffelkunst-Vereinigung Hamburg, für die er bereits während der Kriegsjahre erfolgreich gearbeitet hatte, mit dem eigens zu diesem Zweck gegründeten A.-Paul-Weber-Kreis finanziell unterstützte. Künstlerisch feierte Weber zunehmend Erfolge, beteiligte sich am Simplicissimus und bespielte mehrere internationale Ausstellungen. Für sein Werk erhielt Paul Weber Preise und Auszeichnungen, darunter 1955 der Kunstpreis des Landes Schleswig-Holstein, 1963 die Ludwig-Thoma-Medaille, 1966 den Joseph-E.-Drexel-Preis und 1972 das Große Bundesverdienstkreuz. Letzteres wurde dem Künstler von Bundespräsident Gustav Heinemann überreicht, der selbst ein ausgewiesener Bewunderer von Webers Arbeit war. Die Deutsche Bundespost ehrte Weber 1993 im Rahmen ihrer Briefmarkenserie Deutsche Malerei des 20. Jahrhunderts mit der 100-Pfennig-Marke Publikum.

Paul Weber starb am 9. November 1980 in Schretstaken bei Mölln in Schleswig-Holstein.