Sabine Weiss kam schon als Kind zur Fotografie
Sabine Weiss wurde am 23. Juli 1924 als Sabine Weber in Saint-Gingolph in der französischsprachigen Schweiz geboren. Für die Fotografie interessierte sie sich schon als Kind; ihre erste Kamera kaufte sie sich selbst im Alter von zwölf Jahren. Weil sich die Tochter eines Chemikers auch für die Entwicklung ihrer Bilder und die sonstigen Feinheiten des Fotografenhandwerks interessierte, ging sie von 1942 bis 1945 bei dem bekannten Genfer Fotografen Paul Boissonnas (1902–1983) in die Lehre. Eine unglückliche Liebe trieb sie 1946 nach Paris, wo sie ihre erste Anstellung als Assistentin des deutschen Modefotografen Willy Maywald (1907–1985) fand. 1949 wagte Sabine Weiss den Schritt in die Selbstständigkeit und konnte ihre Mode- und Porträtfotografien bald in Zeitschriften wie Vogue, Life, Time, Esquire, Newsweek und Paris Match veröffentlichen. Sie habe von ihrer Fotografie leben müssen, erzählte die Künstlerin in einem Interview, deshalb habe sie keine Zeit für künstlerische Experimente gehabt und sich von Anfang an als Foto-Handwerkerin gesehen.
Der »humanistischen Fotografie« verpflichtet
Sabine Weiss fotografierte große Künstlerpersönlichkeiten ihrer Zeit wie Romy Schneider, André Breton, Jeanne Moreau, Karen Blixen, Ella Fitzgerald, Françoise Sagan, Ella Fitzgerald, Fernand Léger, Benjamin Britten und Igor Strawinsky. Trotz dieser stattlichen Galerie klingender Namen interessierte sich die Künstlerin auch und vor allem für die kleinen Leute und ihre alltäglichen Lebensverhältnisse. Sabine Weiss fühlte sich dementsprechend der Photographie Humaniste, der humanistischen Fotografie, verbunden, die sie selbst maßgeblich prägte. In ihren Bildern ist das charakteristische Helldunkel dieser Strömung allgegenwärtig und erlaubt einen ungeschönten, direkten Blick auf den Charakter der Dargestellten. Robert Doisneau (1912–1994), der große Doyen der humanistischen Fotografie, erkannte das Talent von Sabine Weiss und förderte sie, stellte Kontakte her und öffnete Türen, so trat sie auf seine Einladung hin 1952 der Agentur Rapho bei. 1995 erhielt sie die französische Staatsbürgerschaft.
Internationale Preise und Ausstellungserfolge
Sabine Weiss vertrat trotz ihres nüchternen Zugangs zur Fotografie die Ansicht, ein Bild müsse zwar schlicht, aber auch gut komponiert sein. Vor allem wolle sie mit ihrer Fotografie die Gefühle ihrer Protagonisten sichtbar machen und vermitteln. Die Fotografin, die 1950 den US-amerikanischen symbolistischen Kunstmaler Hugo Weiss heiratete, fühlte sich der Malerei mehr verbunden als der Fotografie. Sie interessiere sich nicht für Fotografie, sie verdiene nur ihr Geld damit, erklärte sie einmal mit einem Augenzwinkern. Aber sie habe mit der Kamera alles gemacht und alles fotografiert – von den Palästen der Reichen bis hin zu Leichenschauhäusern. Ihren Ruhm verdankte sie vor allem den Bildern, die sie nicht für ihre Auftraggeber, sondern aus privatem Interesse machte: Fotos aus dem Pariser Alltag, schmutzige Kinder, Liebespaare, nächtliche Flaneure. Für ihr fotografisches Werk erhielt Sabine Weiss Preise und Auszeichnungen, darunter den Lifetime Award der Swiss Photo Academy im Jahr 2018 und den Women in Motion Award for Photography im Jahr 2020.
Sabine Weiss starb am 28. Dezember 2021 in Paris. Auf ihren Wunsch hin wird ihr aus über 200.000 Negativen, 7000 Kontaktabzügen, 2700 Drucken und Dias bestehender fotografischer Nachlass vom Musée de L'Elysée in Lausanne betreut.
Sabine Weiss - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: