Lot 493 D

Karin Kneffels Malerei fasziniert und irritiert gleichermaßen, sei es, indem sie die Nutztiere in ihren frühen Tierporträts ernst und bedeutsam den Betrachter anblicken oder in ihren berühmten Früchtebildern die Grenze zwischen Porträt und Stilleben verschwimmen lässt: „[D]as Obststilleben, in der traditionellen Rangfolge der Kunstgattungen nur gering bewertet, wird von der Künstlerin seit rund zehn Jahren neu interpretiert, ja gleichsam geadelt. Weintraube, Pfirsich und andere Früchte erscheinen durch extreme Nahsicht und formatsprengende Präsenz monumentalisiert und damit bedeutend. Kneffel gibt die Schönheit ihrer makellosen Reife mit frappierendem Realismus wieder, die altmeisterlich anmutende Präzision ihres Pinsels beherrscht auch feinste Lichtnuancen. Die artifizielle und doch sinnliche Glätte der Bilder verführt und distanziert zugleich; sie ist darin den Hochglanzfotos der Werbung verwandt. Die Konzentration auf die unversehrte und damit in sich geschlossene Form bedeutet auch Abstraktion. Ihre Genauigkeit und ihre eigene Gesetzlichkeit machen das eigentlich banale >schöne< Motiv als Werk der Kunst wirksam.“ (Brigitte Reinhardt, Mut zur Schönheit, Zu den Interieurs von Karin Kneffel, in: Brigitte Reinhardt und Andrea Firmenich (Hg.), Karin Kneffel, Verführung und Distanz, Seduction and Distance, Ausst.Kat. Ulmer Museum, Ulm, ALTANA Kulturforum, Bad Homburg, Mönchehaus-Museum für Moderne Kunst, Goslar, 2006