Hans Bol - WINTERLANDSCHAFT - image-1

Lot 1211 Dα

Hans Bol - WINTERLANDSCHAFT

Auktion 1020 - Übersicht Köln
16.11.2013, 00:00 - Alte Kunst und Sammlung Rau für UNICEF
Schätzpreis: 30.000 € - 40.000 €
Ergebnis: 58.560 € (inkl. Aufgeld)

Hans Bol

WINTERLANDSCHAFT

Gouache auf Papier auf Kupfer. Durchmesser 6,4 cm.

Verso auf der dünnen Holztafel, die die Kupferplatte hinterfängt, aufgeklebt auf Papier das Wappen der Grafen Perrée de la Villestreux mit dem Motto "MARE NASCITUR FORTITUDO / EX MUSEO DE LA VILLESTREUX".

In einem Rund, kaum größer als die Fläche einer Hand, erschafft Hans Bol eine lebensvolle Landschaft im Miniaturformat und schildert mit feinen Strichen einen kalten Wintertag. Eine Gruppe von Figuren in Rückenansicht steht auf einer Anhöhe und blickt auf einen zugefrorenen Kanal hinunter. Auf diesem tummeln sich Schlittschuhläufer - einige laufen allein, andere in Gruppen, ein Übermütiger rutscht gerade aus. Schnee bedeckt die gesamte Landschaft, in der Ferne ist eine Stadt zu sehen, deren Silhouette von einer großen gotischen Kirche dominiert wird. Gekonnt setzt Hans Bol einige wenige Bildmittel ein, um die Weite der Landschaft erfahrbar zu machen: die Rückenfiguren im Vordergrund, die als Repoussoir dienen oder die Stadt in der Ferne, die luftperspektivisch in Blau gemalt ist. Überhaupt sind Blau und Weiß die dominierenden Farbwerte dieses Bildes, sie machen die Kälte dieses Wintertages augenfällig. Die einzigen abweichenden bunten Farbwerte sieht man bei den Figuren im Vordergrund - auch dies ein Mittel, die räumliche Wirkung zu steigern. Dieses Landschaftsbild will aus der Nähe betrachtet und bewundert werden. Hans Bol demonstriert in ihm sein Können, auf einer kleinen Malfläche all das zu bieten, was die großformatigen Landschaften für sich in Anspruch nehmen: die Darstellung von Atmosphäre, von Weite und Tiefe, die Schilderung von Witterungen und Jahreszeiten.
Hans Bol zählt zur Generation flämischer Landschaftsmaler in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, die in der Nachfolge Pieter Brueghels die Gattung in den südlichen Niederlanden zu einer Blüte führte. Er wurde in Mecheln geboren, wo es zahlreiche Werkstätten für Wasserfarbenmalerei gab. In einem dieser Werkstätten, bei seinen Onkeln, erlernte er wahrscheinlich sein Handwerk. Nach Aufenthalten in Deutschland kehrte er zunächst nach Mecheln zurück und siedelte später nach Antwerpen. Dort spezialisierte er sich auf kleinformatige Landschaften, für die diese Winterlandschaft ein qualitätsvolles Beispiel ist. Die Darstellung von Jahreszeiten gehörte zum festen thematischen Repertoire der damaligen Landschaftsmalerei, möglicherweise gab es ein Pendant zu diesem Bild, etwa eine Sommerlandschaft (vgl. etwa Sotheby's, London, 3.7.2013, Lot 23).

Provenienz

Sammlung Rau für UNICEF