Gerard Seghers - MARIÄ VERKÜNDIGUNG - image-1

Lot 1228 Dα

Gerard Seghers - MARIÄ VERKÜNDIGUNG

Auktion 1020 - Übersicht Köln
16.11.2013, 00:00 - Alte Kunst und Sammlung Rau für UNICEF
Schätzpreis: 90.000 € - 110.000 €
Ergebnis: 134.200 € (inkl. Aufgeld)

Gerard Seghers

MARIÄ VERKÜNDIGUNG

Öl auf Leinwand (doubliert). 119,5 x 206,5 cm.

Die „Verkündigung an Maria“, ein Meisterwerk des flämischen Barockmalers Gerard Seghers, tauchte zu Beginn des Jahrtausends in einer niederländischen Privatsammlung auf und wurde von Jan Vaes 2004/05 in zwei Aufsätzen ausführlich publiziert. Geschaffen wurde das Gemälde in den 20er Jahren des 17. Jahrhunderts wohl im Auftrag von Antoon Triest (1577-1657), dem Bischof von Brügge (1616-1622) und Gent (ab 1622), dessen Wappen in der rechten unteren Bildecke zu sehen ist und der auch Rubens und van Dyck mit Werken beauftragte. Ob das Gemälde bereits von Anfang an für den seitlichen Marienaltar der 1620 geweihten Jesuitenkirche St. Michael in Kortrijk bestimmt war oder erst später, spätestens im 18. Jahrhundert, hierhin gelangte, lässt sich nicht sicher sagen; die in der Stadtbibliothek von Kortrijk aufbewahrte „Tydscronyck“ des Jan Baptist Filleul (1775-1855) berichtet jedenfalls, dass das Gemälde in der Zeit der Besatzung durch französische Revolutionstruppen am 11. Februar 1800 für 15 francs verkauft und aus der Kirche entfernt wurde. Danach verliert sich die Spur des bedeutenden Altarbildes, bevor es in der niederländischen Privatsammlung wiederentdeckt wurde, in der es sich seit 1980 befindet.
Neben Rubens, van Dyck und Jordaens zählt Gerard Seghers zu den bedeutendsten Vertretern der flämischen Barockmalerei. Geboren in Antwerpen wird er hier bereits im Alter von 17 Jahren Freimeister der St. Lukasgilde. Von 1611 bis 1620 hält sich Seghers in Italien und Spanien auf, wo er vor allem von Caravaggio und dessen Schüler Bartolomeo Manfredi beeinflusst wird. Ab den späten 20er Jahren hellt sich seine Farbpalette zunehmend auf und er öffnet sich dem Einfluss von Peter Paul Rubens.
Die Komposition unseres Gemäldes, das noch ganz den caravaggesken Stil offenbart - man beachte allein den prominent vorgestellten Fuß Mariens am unteren Bildrand -, wird beherrscht von den beiden Protagonistinnen der Verkündigungsszene, der in starker Unteransicht wiedergegebenen Jungfrau in der rechten Bildhälfte und dem sich tief verneigenden Engel links, der mit ausgebreiteten Flügeln in kostbare Goldbrokatgewänder gehüllt ist. Zwischen den beiden Figuren steht eine Vase mit Blumen, wobei die weißen Lilien die Reinheit Mariens symbolisieren und die Vase ein Sinnbild für die Jungfrau selber als Gefäß der Menschwerdung Christi darstellt. Von links oben erhellt ein göttlicher Lichtstrahl die ansonsten in tiefes Dunkel gehüllte Szenerie, während anbetende Putten und Cherubim die Komposition am oberen Bildrand abschließen.

Provenienz

Jesuitenkirche St. Michael, Kortrijk. - 1800 verkauft für 15 francs. - Seit 1980 Privatbesitz, Belgien.

Literaturhinweise

Jan Vaes: Een aankondiging van formaat: Gerard Seghers' (1591-1651) Kortrijkse ‚Aankondiging' weergevonden in Limburgs bezit, in: Van Tijd tot Tijd 2, 2004, S. 10-18. - Jan Vaes: Een aankondiging van formaat. Gerard Seghers' (1591-1651) Kortrijkse ‚Aankondiging' weergevonden, in: De Leiegouw 47, 2005, S. 59-73.