Luca Carlevarijs - ANSICHT VON VENEDIG MIT MARKUSPLATZ UND DOGENPALAST - image-1

Lot 1306 Dα

Luca Carlevarijs - ANSICHT VON VENEDIG MIT MARKUSPLATZ UND DOGENPALAST

Auktion 1020 - Übersicht Köln
16.11.2013, 00:00 - Alte Kunst und Sammlung Rau für UNICEF
Schätzpreis: 350.000 € - 400.000 €
Ergebnis: 475.800 € (inkl. Aufgeld)

Luca Carlevarijs

ANSICHT VON VENEDIG MIT MARKUSPLATZ UND DOGENPALAST

Öl auf Leinwand (doubliert). 70 x 112 cm.

Diese bisher unbekannte Vedute ist eine wichtige Ergänzung zu dem überlieferten Oeuvre von Luca Carlevariis, dem Begründer der berühmten venezianischen Veduten-Malerei im 18. Jahrhundert. Carlevariis, in Udine im Nordosten Italiens geboren, kam schon als sehr junger Mann in die Lagunenstadt. Sein erstes datiertes Werk ist eine Kupferstichfolge mit dem Titel „Le Fabriche e Vedute di Venezia“, die über 100 Ansichten von Venedig beinhaltet und 1708 entstanden ist. Künstlerisch stammt Carlevariis von einigen Malern aus dem Norden Europas, die in Rom im späten 17. Jahrhundert tätig waren, darunter Johann Eismann, Jan Lingelbach oder Jan Baptist Weenix. Der größte unter den Veduten-Malern aber war der Niederländer Gaspar Vanvitelli (van Wittel), der wohl das große Vorbild für Carlevariis gewesen ist. Unser Bild ist ein hervorragendes Beispiel hierfür.

Es zeigt eine der klassischen Ansichten Venedigs, die Piazzetta vom Molo aus betrachtet. Rechts ist die Fassade des Dogenpalastes zu sehen und weiter hinten die Markuskirche sowie links die Libreria Marciana. Bereits im 16. Jahrhundert war es die beliebteste Ansicht der Stadt. Carlevariis aber rückte vom traditionellen Schema ab, indem er seinen Standpunkt vom Zentrum der Piazzetta nach links verlegte. Der Platz wird an einem sonnigen Frühlingstag dargestellt und belebt mit einer Fülle von Figuren in unterschiedlichen Gruppen. Das macht das Bild interessanter und lebendiger als in den früheren Ansichten des Platzes. Der der Betrachter hat so den Eindruck, dass der Maler unmittelbar nach der Natur gearbeitet hat. Carlevariis hatte viel Erfolg mit seinen Stadtansichten und mit dieser Ansicht, von der es mehrere Fassungen gibt, ganz speziell. Dabei kommt die monumentale Ansicht der Piazzetta (96 x 195 cm), die sich heute im Timken Museum in San Diego befindet, unserem Bild am nächsten - trotz feiner Unterschiede wie bei der „Torre dell'Orologio“ im Hintergrund etwa, die hier weiter nach links gerückt ist.
Die große Anzahl an Venedig-Ansichten von Carlevariis (und seines Schülers Canaletto) belegt den wachsenden Markt für das genannte Bildsujet. Leider wissen wir wenig über die ersten Käufer von solchen Veduten. Wahrscheinlich wurde ein Werk wie unseres, das ins zweite Jahrzehnt des „Settecento“ zu datieren ist, für einen ausländischen Auftraggeber oder für einen „Grand Tour-Reisenden“ geschaffen.

Bernard Aikema

Provenienz

Privatbesitz Deutschland.