Zdeněk Sýkora - Linien Nr. 72 - image-1

Lot 836 D

Zdeněk Sýkora - Linien Nr. 72

Auktion 1032 - Übersicht Köln
31.05.2014, 11:00 - Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 60.000 € - 80.000 €
Ergebnis: 128.100 € (inkl. Aufgeld)

Zdeněk Sýkora

Linien Nr. 72
1990

Öl auf Leinwand. 148 x 148 cm. Rückseitig auf der Leinwand signiert und datiert 'Sýkora 1990' sowie auf dem Keilrahmen signiert, datiert und betitelt 'ZDENEK SÝKORA: Linien Nr. 72, 1990' sowie mit Material- und Maßangaben. - Mit Atelier- und geringfügigen Altersspuren.

Schon seit den frühen 1960er Jahren nutzte der tschechische Künstler Zdenek Sýkora den Computer als künstlerisches Hilfsmittel: Die Freundschaft mit dem Mathematiker Jaroslav Blažek ermöglichte ihm bereits in diesem Frühstadium des virtuellen Zeitalters den Zugang zu einem der beiden einzigen Rechnern des Landes. In den zunächst entstehenden „Strukturbildern“ unterwarf der Künstler geometrische Elemente einer strengen systematischen Anordnung, die er mit Hilfe eines Computerprogramms errechnete. Während sich Sýkora bei den frühen Strukturbildern mit der Variation eines festgesetzten kombinatorischen Konzepts beschäftigte, konzentrierte er sich ab 1973 in den „Linienbildern“ ausschließlich auf das Prinzip des Zufalls. Die Linien schlängeln sich auf diesen Werken über- und untereinander, bewegen sich über die Grenzen der Leinwand hinaus und entwickeln somit ihre Raumwirkung und einen fast virtuellen Charakter. Auch bei den Linienbildern diente der Computer als Utensil und wurde mit Nummerncodes gespeist, denen einzelne Farben und die Krümmungswinkel der Linien zugeordnet waren. Der entscheidende Unterschied zu den Strukturbildern besteht darin, dass der Künstler zwar die Rahmenbedingungen - wie etwa die Linien- und die Farbvielfalt - festlegte, das endgültige Erscheinungsbild aber schließlich durch das Computerprogramm nach einem Zufallsprinzip bestimmt wurde. Die vom Computer generierten Nummerngleichungen übertrug Sýkora anschließend in einem hochkonzentrierten Arbeitsprozess, der monatelang dauern konnte, mit Hilfe von Winkeln, Kompassen und ähnlichen Hilfsmitteln auf die Leinwand. Jedes Linienbild erwies sich für Sýkora somit immer wieder als faszinierende Entdeckung, da sich die endgültige, völlig objektive Bildkomposition erst in diesem finalen Arbeitschritt auf der Leinwand entfaltete. Die Analyse der unendlichen Möglichkeiten des Zufallsprinzips wurde zu Sýkoras Lebensaufgabe, der er sich mit enormer Konsequenz und bis zuletzt mit unerschöpflicher Neugier widmete.

Zertifikat

Die vorliegende Arbeit ist im Archiv Lenka Sýkorová und Zdenek Sýkora, Louny, registriert.

Provenienz

Direkt vom Künstler; Privatsammlung, Hessen