Norditalienischer Meister Anfang 16. Jahrhundert - Madonna mit Kind in felsiger Landschaft - image-1

Lot 1007 Dα

Norditalienischer Meister Anfang 16. Jahrhundert - Madonna mit Kind in felsiger Landschaft

Auktion 1049 - Übersicht Köln
16.05.2015, 11:00 - Gemälde Alter Meister und des 19. Jahrhunderts, Zeichnungen
Schätzpreis: 130.000 € - 150.000 €
Ergebnis: 297.600 € (inkl. Aufgeld)

Norditalienischer Meister Anfang 16. Jahrhundert

Madonna mit Kind in felsiger Landschaft

Tempera auf Holz. 77 x 57,5 cm.

Für Wilhelm Suida (1877-1959), den prominenten Berater von Samuel Kress und großen Kunstgelehrten, der unser Bild aus eigener Anschauung kannte und zu diesem ein Gutachten verfasste, handelte es sich hierbei um „eine ausgezeichnete und sehr charakteristische Arbeit von Andrea Solario." Als solche hat er sie auch in seinem Buch „Leonardo und sein Kreis“ 1929 veröffentlicht und kurz danach in seinem Solario-Beitrag für Thieme/Becker gelistet. Nachdem Luisa Cogliati (1966) und David Alan Brown (1987) in ihren Monographien über Solario das Bild nicht aufgenommen haben, ist keine alternative Zuschreibung für diese seit über 80 Jahren in einer deutschen Privatsammlung unbemerkt gebliebenen Tafel erfolgt. Ihre jetzige Versteigerung bietet hierfür eine überraschende Gelegenheit.
Suidas zeitlicher Einordung in das erste Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts ist zuzustimmen, ebenso wie der Lokalisierung des Malers in den Norden Italiens. Mehr noch als Venedig, das wegen der südalpinen Landschaft in Frage kommen könnte, dürfte es sich um einen Maler aus dem Bannkreis Leonardos handeln. Denn abgesehen von der Physiognomie der Figuren, insbesondere der Madonna mit dem charakteristischen Augenschnitt, haben auch die bizarren Felsenformationen ihren Ursprung eher in Leonardos „Felsgrottenmadonna“ als in den elegischen Voralpen-Landschaften der Venezianer Bellini oder Cima da Conigliano.
Das Bild gehörte früher dem bedeutenden Berliner Sammler Viktor Hahn, dessen Sammlung 1932 aufgelöst wurde. Der Versteigerungskatalog ist ein gutes Beispiel für die universell angelegte Sammlungskultur, die sich in Deutschland in den Jahren der sogenannten Gründerzeit und des frühen 20. Jahrhunderts entwickelt hatte. Von ihr haben viele deutsche Museen profitiert, denen kostbare Werke überlassen wurden.

Provenienz

Sammlung Viktor Hahn, Berlin. - Sammlung E. Schweizer. - Süddeutsche Privatsammlung.

Literaturhinweise

W. Suida: Leonardo und sein Kreis, 1929, S. 198 u. 290, Abb. 243. - H. Ball/P. Graupe: Die Sammlung Viktor Hahn. Beschrieben und eingeleitet von Otto von Falke, 1932, Abb. 243. - L. Cogliati Arano: Andrea Solario, 1966, Nr. 132.