Lot 1017 Dα

Von dieser ungewöhnlichen Darstellung der "Anbetung der Heiligen Drei Könige" sind vier weitere Fassungen bekannt, und zwar in Utrecht, Centraal Museum, im Catharijneconvent der gleichen Stadt, in einer römischen Privatsammlung und in der National Gallery of Ireland, Dublin (Abbildungen im RKD Den Haag). Obwohl davon keine als eigenhändiges Werk des Jan van Scorel anerkannt wird, wird die figurenreiche Bilderfindung diesem Utrechter Maler zugeschrieben. Wir danken Molly Ann Faries für diese Auskünfte. Sie hält die Fassung in Dublin (93,3 x 74,8 cm) für die Variante, die Jan van Scorel stilistisch am nächsten steht und bei der eine Unterzeichnung von Scorels Hand möglich ist. Ebenso möglich ist in ihren Augen, dass unser Bild aus der Werkstatt Scorels stammt.
Nach der Wahl des Utrechter Kardinals Boeyens 1522 zum Papst, der als Adrian VI. den Petersthron bestieg, reiste Scorel noch im gleichen Jahr nach Rom. Er wurde von seinem Landsmann sofort zum Aufseher der Antiken-Sammlungen im Belvedere ernannt. Welche Faszination die antiken Ruinen auf den gerade Zweiundzwanzigjährigen ausübten, lässt sich auch bei dieser Komposition erkennen. Denn er verlegt die biblische Anbetung an einen Ort, der das römische Forum sein könnte, und zwar teils unter- und teils oberirdisch. So findet die eigentliche Anbetungsszene in einem scheinbar gerade ausgegrabenem Ziegelstein-Gewölbe statt, während die weitere Szenerie mit Säulentempel, Amphitheater und Triumphbogen den oberirdischen Ruinen der römischen Hauptstadt gleicht.