Hermann Max Pechstein - Pommersche Fischerkaten - image-1

Lot 207 D

Hermann Max Pechstein - Pommersche Fischerkaten

Auktion 1051 - Übersicht Köln
29.05.2015, 18:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 300.000 € - 400.000 €

Hermann Max Pechstein

Pommersche Fischerkaten
1928

Öl auf Leinwand 51 x 65 cm Gerahmt. Unten rechts schwarz signiert und datiert 'HMPechstein 1928' [HMP ligiert] sowie rückseitig mit schwarzem Pinsel zusätzlich signiert, betitelt und bezeichnet 'Pom. Fischerkaten / HMPechstein / Berlin W. 62. / Kurfürstenstr. 126'.

Pechstein verbringt erstmals zu Beginn der 1920er Jahre seine sommerlichen Arbeitsaufenthalte in Pommern an der Ostsee, erst in Leba - woher Marta, seine zweite Frau, stammt -, später auch in dem kleinen Fischerort Rowe. In den Jahren 1927 bis 1933 hält er sich mit seiner Familie jeweils etwa vier Monate in dem landschaftlich sehr reizvoll an Meer und Flußmündung der Lupow gelegenen, aber mit knapp 300 Einwohnern doch kleinen Dorf auf, "ganz abgelegen, wie vergessen von der Zeit. [...] Dabei ruhte der Stift nicht. Alles, was ich sah und um mich herum erlebte, wurde unerbittlich festgehalten und wie die erbeuteten Forellen, Lachse, Hechte und Aale mit nach Hause getragen." (zit. nach Aya Soika, Max Pechstein, Das Werkverzeichnis der Gemälde, München 2011, Bd. I, S. 77, S. 76).
Pechstein malt die Menschen bei Ihrer täglichen Arbeit; daneben entstehen Landschaftsgemälde von überirdischer Farbintensität. Einsame Gehöfte werden ebenso festgehalten wie die an den Dorfstraßen gelegenen Häuser. Im Gegensatz zu jenen deskriptiveren Häuserdarstellungen ist das hier angebotene Gemälde "Pommersche Fischerkaten" von eher charakteristischen, beinahe porträthaften Zügen geprägt. Flankiert vom urtümlich knorrigen Baumbestand liegen die reetgedeckten Häuschen behaglich geduckt wie eingebettet da. Doch eignet der Szenerie gerade durch die Farbgebung etwas Irreales: der Himmel grüntürkis, die Dächer heben sich ins Violett driftend vom hell orangegelbem und hellblauem Putz der Hauswände ab - erscheint die Bildstimmung wie elektrisch aufgeladen. In Faktur und Farbgebung ist die Reminiszenz an Vincent Van Gogh deutlich, man denke beispielsweise an dessen in Auvers-sur-Oise 1890 entstandene Gemälde von Gehöften, typische Motive in züngelndem Pinselstrich und flamboyanten Farben (vgl. de la Faille 759, 792). Bereits 1902 hatte die Galerie Arnold 50 Gemälde Van Goghs ausgestellt, die Pechstein nachhaltig beeindruckten, 1908 besuchte er in Paris die Van Gogh-Ausstellungen bei Druet und Bernheim-Jeune (vgl. Maike Hoffmann, Max Pechstein in Paris, in: Ausst. Kat. Berlin/Tübingen/Kiel 1996/1997, Max Pechstein. Sein malerisches Werk, S. 68 f.).
In einer solchen Kate "von 130 Jahren, mit Schilf gedeckt, die Zimmer so winzig, daß ich bequem mit der Hand die Decke erreiche", wohnen Pechstein und seine Frau in Rowe äußerst spartanisch auf Strohsäcken schlafend, doch "wir gehen vom Haus aus im Badeanzug vielleicht 100 Schritt zum Baden in die See, ... vom Fenster aus sehe ich die Wellen branden am Strand." (zit. nach Soika, op.cit. Bd. I, S. 79).

Werkverzeichnis

Soika 1928/16

Provenienz

Vom Künstler direkt erworben, Privatsammlung Berlin (1920er Jahre); Privatsammlung Montreal (in Erbfolge); Privatsammlung Luxemburg; Hamburger Privatsammlung

Ausstellung

Berlin 1929 (Galerie Victor Hartberg), Max Pechstein, Kat. Nr. 32