Joseph Heintz d. Ä. - Der Heilige Martin teilt seinen Mantel - image-1

Lot 1430 Dα

Joseph Heintz d. Ä. - Der Heilige Martin teilt seinen Mantel

Auktion 1057 - Übersicht Köln
14.11.2015, 11:00 - Gemälde und Zeichnungen Alter Meister und des 19. Jahrhunderts
Schätzpreis: 80.000 € - 90.000 €
Ergebnis: 93.000 € (inkl. Aufgeld)

Joseph Heintz d. Ä.

Der Heilige Martin teilt seinen Mantel

Öl auf Kupfer. 45 x 59 cm (oval).
Signiert und datiert unten links: JOHeintz 1600 F..

Joseph Heintz ist einer der wichtigen Vertreter der sogenannten Prager Schule, das heißt des internationalen und kosmopolitischen Künstlerkreises, den Kaiser Rudolph II (1552-1612) in Prag um sich scharte. Nach frühen Aufenthalten in Rom und Venedig lebte Heintz von 1598 bis 1609 abwechselnd in Prag und in Augsburg.
Unser Bild zeigt das Schlüsselerlebnis des Heiligen Martin, eines aus Ungarn stammenden Soldaten in römischen Diensten. Der „Legenda Aurea“ zufolge geschah dies bei seiner Ankunft in Amiens, wo er einem frierenden alten Mann begegnete. Spontan ergriff Martin das Schwert, teilte damit seinen weiten Umhang und überließ dem Bettler die Hälfte. Im Traum erfuhr er am folgenden Tag, dass sich Christus selbst ihm in der Gestalt des Bettlers genähert habe. Daraufhin ließ er sich taufen und wirkte dann in Gallien für die Verbreitung des Glaubens. In Religion und Kunst ist die Mantelspende des Heiligen Martin stets als eine Anregung zu caritativen Leistungen betrachtet worden.
Mit besonderer Raffinesse schildert Heintz auf diesem Queroval den erzählerischen Gehalt der Mantelspende: Fast in Frontalstellung zeigt er den Ritter aus dem Bild geradezu herausreitend und rechts wiederum, bildeinführend, den Bettler. Links und rechts umrahmen weitere Figuren die Szene, darunter ein im Schlaf zusammengesunkener Wächter und dessen dunkelhäutiger Page sowie auf der anderen Seite ein weiterer Bettler mit seiner Frau. Links im Hintergrund sind Teile der Stadtmauer zu sehen, rechts ein Ausblick auf die umgebende Landschaft.

Provenienz

St. Martins-Kirche Aldington, Kent. - Sotheby´s London 4.11.1970, Lot 5. - Julius Böhler, München 1975. - Hier 1978 erworben. - Sotheby´s London 5.12.2012, Lot 14. - Deutscher Privatbesitz.

Literaturhinweise

J. Zimmer: Joseph Heintz d. Ä., Neue Ergebnisse zum Werk des Malers, in: Alte und Moderne Kunst Nr. 24, 1980, S. 9 ff. - G. Krämer in: Welt im Umbruch, Augsburg zwischen Renaissance und Barock (Ausstellungskatalog), Augsburg 1980, Bd. II, S.118, Nr. 466. - E. Mai: Neuzugänge am Wallraf-Richartz-Museum, Dauerleihgaben aus Privatbesitz. in: Bulletin der Museen der Stadt Köln, Nr. 6, 1984, S. 77-81. - T. Da Costa Kaufmann, L´Ecole de Prague: La peinture à la Court de Rodolphe II, Paris 1985, S. 233, Abb. 232 (Ausstellungskatalog auch Chicago und London, in Englisch). - J. Zimmer: Joseph Heintz d. Ä. Zeichnungen und Dokumente, München 1988, S. 299, Nr. 23. - E. Mai (Hg.): Das Kabinett des Sammlers, Köln 1993, S. 22 ff.