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Lot 325 D

Fritz Klimsch - Schlangenbändigerin

Auktion 1059 - Übersicht Köln
27.11.2015, 18:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 80.000 € - 100.000 €

Fritz Klimsch

Schlangenbändigerin
Um 1899

Bronze Höhe Figur 119 cm, insges. 144,8 cm Vorn auf der naturalistisch geformten, mitgegossenen Basis mit der Signatur 'F. Klimsch' und rückseitig an der Plinthe mit dem Vermerk "Guss v. H. Noack Wilmersdorf" versehen. - Mit oberflächlichen Bereibungsspuren an der Rückseite und am Oberschenkel vorne.

“Wenn ich sage, die Antike war meine größte Anregerin, so ist damit nicht gesagt, daß ich sie kopiert habe, denn Kopieren ist immer etwas Totes, sondern ich lernte aus ihr die Körperform lebendig und in ihrer großen Einfachheit erkennen. Die Wirkung, die ein lebendiger Körper auf mich ausübt, ist doch die Hauptsache bei der Wiedergabe und nicht das sklavische Nachmachen der Formen. Wenn ich sage: Die Antike war meine größte Anregerin, so will ich damit wiederum nicht sagen, daß sie mich nur allein begeistert hat.“ (Fritz Klimsch in einem Brief an seinen Sohn Uli vom 25.3.1937, zit. nach: Hermann Braun, Fritz Klimsch. Werke, Ausst. Kat. Galerie Koch, Hannover 1980, S. 8).
Die hier geäußerte Affinität des Künstlers sowohl für die Kunst der Antike wie für die Darstellung des bewegten Körpers findet in der angebotenen großen Bronze ihren Ausdruck. Für das Sujet ließ sich der Künstler wohl anregen durch die antike Thematik des Kampfes von Herkules gegen die vielköpfige Hydra. Es existieren auch thematisch ähnliche Motive in der antiken Kunst, etwa die berühmte Laokoon-Gruppe, für den Kampf einer jungen Frau mit einer dreiköpfigen Schlange findet sich jedoch keine konkrete Vorlage. Das Sujet wird von Klimsch zum Anlass genommen, den nackten Frauenkörper in einem komplex ausbalancierten Bewegungsmotiv wiederzugeben: Die Beinstellung mit Stand- und Spielbein deutet eine grazile Schrittbewegung an, der leicht zur Seite und nach hinten gebogene Oberkörper verdeutlicht das erschreckte Zurückweichen und präsentiert sich damit zugleich dem Betrachter. Gegenläufig zu dieser bogenförmigen Körperhaltung steht die aufwärtsstrebende Diagonale der ausgestreckten Arme. An ihnen ringelt sich der Schlangenkörper elegant empor und kulminiert in den drei bedrohlichen Häuptern, die in verschiedene Richtungen ausgreifen. In ihrer effektvollen Linienführung steht die Bronze dem Jugendstil nahe.
Die „Schlangenbändigerin“ entstand nur fünf Jahre nach dem Studienabschluss von Fritz Klimsch 1894 an der Berliner Hochschule für bildende Künste, sie zählt damit zu den frühsten Werken des Künstlers. Vorbild für die Frauenfigur war Elli Weber, sein bevorzugtes Modell in dieser Zeit.

Werkverzeichnis

vgl. Braun 11 (dort als Metallguss bezeichnet, Abb. der Figur mit einköpfiger Schlange)

Zertifikat

Mit einer Expertise von Hermann Braun, Hannover, vom 13. August 2007

Provenienz

Neumeister, München, Auktion 42, 15.11.2007, lot 587; Europäische Privatsammlung

Literaturhinweise

The Studio. An illustrated Magazine of Fine and Applied Art, London 1900, Vol. Twenty, Studio-Talk, S. 58 mit Abb. (Figur mit einköpfiger Schlange)

Ausstellung

Berlin 1898, Große Berliner Kunst-Ausstellung, Kat. Nr. 1381, o. Abb. (vermutlich Figur mit einköpfiger Schlange), mit dem Vermerk "verkäuflich"; Frankfurt 2010 (Museum Giersch), Die Bildhauer August Gaul und Fritz Klimsch, S. 176 mit ganzseitiger Farbabb. (Zinkguss), S. 212 f. mit ganzseitigem Farbdetail