Südtirol um 1510
Anna Selbdritt
Arvenholz geschnitzt, rückseitig abgeflacht und ausgehöhlt. Ältere und wohl originale farbige Fassung. Die Hl. Anna sitzt den Betrachter anblickend auf einer breiten Bank. Ihr über ihre linke Schulter gelegter Mantel ist um ihren Körper drapiert und über die Knie gezogen, wobei er zu ihrer Seite ein reiches und eigenständiges Spiel aus wulstigen Stauch- und Stegfalten entwickelt. Mit ihrer linken Hand hält sie ihre neben ihr stehende Tochter Maria umfasst, die sich ihrerseits mit ausgestrecken Armen ihrem auf dem Knie der Anna sitzenden Kind zuwendet. Das Faltenspiel des Marienmantels korrespondiert zu dem des Mantels der Anna, so wie sich auch die Komposition der gesamten Gruppe durch ihre Geschlossenheit auszeichnet. Die Skulptur ist in ihrer Gesamtgestaltung und in ihren Details wie z. B. den Physiognomien unmittelbar mit einer anderen Skulptur der "Anna Selbdritt" aus Südtirol (Meran?) aus den Jahren um 1510 zu vergleichen, die mit den Skulpturen aus den Mal- und Schnitzwerkstätten des Hans Schnatterpeck in Meran und von Matheis Stöberl in Sterzing in enger Verbindung steht.
Hände der Maria und ein Arm des Kindes verloren. Riss in der Schulter der Anna. Plinthe mit Bestoßungen. 46 x 47 x 15 cm.
Literaturhinweise
Zu der vergleichbaren Skulptur siehe Ausst.-Kat. "Sculptures allemandes de la fin du Moyen Age dans les collections publiques francaises 1400-1530," Musée du Louvre, Paris 1991, S. 167-170, Kat. Nr. 41 mit Abb.