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Lot 300 Dα

Edvard Munch - Loslösung II (Separation II)

Auktion 1070 - Übersicht Köln
03.06.2016, 18:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 30.000 € - 40.000 €
Ergebnis: 62.000 € (inkl. Aufgeld)

Edvard Munch

Loslösung II (Separation II)
1896

Original-Lithographie auf feinem Japanbütten 41,5 x 64,2 cm (59,3 x 84,3 cm) Unten rechts mit Bleistift signiert 'E Munch'. Von fremder Hand mit Bleistift unten links bezeichnet "Befreiung" und oben links beziffert "R 2692". Nach Auskunft von Ute Kuhlemann Falck könnte es sich um einen Druck von M.W. Lasally, Berlin, handeln, der um 1906 für Munch druckte; die Bezifferung des Blattes ist möglicherweise sein Druckvermerk. - Mit leichten Stockflecken.

Das vorliegende großformatige Blatt gehört zu einer umfangreichen Reihe von Graphiken, die Munch während seines Aufenthalts in Paris 1896-1897 schuf. In ihnen setzt er sich intensiv mit grundlegenden Aspekten des Lebens auseinander, mit der Angst, dem Tod, vor allem aber mit dem Werden und Vergehen der Liebe. So entstanden in dieser Zeit neben „Loslösung II“ die Lithographien „Anziehung I und II", „Die Blume der Liebe", „Meer der Liebe"‚ „Eifersucht I und II" und „Loslösung I" (Woll 75, 76, 80, 81, 68, 69 und 77). Diese wurden zuerst 1896 in Samuel Bings „Salon de L'Art Nouveau“ in Paris gezeigt. Neben diesen frühen Abzügen von Auguste Clot erwähnt Woll weitere spätere Drucke durch M.W. Lassally in Berlin (ab ca. 1906) und A.P. Nielsen in Norwegen.
In seiner Malerei hatte sich Munch bereits seit den frühen 1890er Jahren mit diesen existentiellen Themen befasst. Als zusammenhängende Serie von Gemälden sollten sie später unter dem von Munch gewählten Titel „Lebensfries" Berühmtheit erlangen. Dazu gehört auch das motivisch eng mit unserer Lithographie verwandte, ebenfalls 1896 entstandene Gemälde „Loslösung", heute im Munch Museum Oslo (vgl. Woll Gemälde 393, siehe Vergleichsabb.).
In der Lithographie „Loslösung II" fängt Munch in eindringlicher Weise den Moment der Trennung eines Liebespaares ein: Eine hell gekleidete Frau blickt von einem Meeresufer auf die offene See und wendet sich dabei von einem zu Boden blickenden, dunkel gekleideten Mann ab. Zentrale Bedeutung kommt dabei den langen Haaren der Frau als letztes verbindendes Element zum Mann zu. Über dieses bei Munch mehrfach verwendete Motiv äußerte sich einmal der Künstler wie folgt: „Ich fühlte als ob sich unsichtbare Fäden zwischen uns befanden - ich fühlte wie unsichtbare Fäden ihres Haares mich immer noch umspannen - und so als sie dann über die See hinaus ganz verschwand - fühlte ich immer noch, es schmerzte dort, wo mein Herz blutete - weil sich die Fäden nicht abreißen ließen.“ (zit. aus: Edvard Munch. Liebe, Angst, Tod, Ausst. Kat. Bielefeld/Krefeld/Kaiserslautern 1980/1981, S. 91)
Der dramatische Hell-Dunkel-Kontrast verdeutlicht die Aussagekraft: Während die Frau beschwingt und erhobenen Hauptes zu neuen Ufern aufbricht, bleibt der Mann gestrandet und mit gebrochenem Herzen zurück. Durch das dunkle Blau des Drucks wird die Intensität dieses emotionsgeladenen Werkes nochmals gesteigert.

Werkverzeichnis

Woll 78 I; Schiefler 68a

Zertifikat

Wir danken Ute Kuhlemann Falck, Munch Museum Oslo, für ergänzende Auskünfte.

Provenienz

Privatbesitz Hessen