Paul Klee - Scheinbar fest verankert. 1927, 148 (E 8) - image-1

Lot 311 Dα

Paul Klee - Scheinbar fest verankert. 1927, 148 (E 8)

Auktion 1070 - Übersicht Köln
03.06.2016, 18:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 34.000 € - 38.000 €

Paul Klee

Scheinbar fest verankert. 1927, 148 (E 8)
1927

Schwarze Rohrfederzeichnung auf elfenbeinfarbenem Ingres-Bütten (30,1/30,7 x 46,2 cm) vom Künstler auf dünne Kartonunterlage montiert 43,6/44,7 x 63,2/63,5 cm Unter Glas gerahmt. Auf dem Blatt oben rechts signiert 'Klee' sowie unten auf dem Karton mit Feder datiert, nach der Jahreszahl mit der Werknummer versehen und betitelt '1927 E.8. scheinbar fest verankert'. - In schöner Erhaltung; das Papier leicht wellig. Die Ränder des Kartons etwas ungleichmässig geschnitten.

Das vorliegende Blatt entstand im Kontext einer Vielzahl von zarten Rohrfederzeichnungen, in denen sich Paul Klee mit dem Wesen der Linie beschäftigte. Aus formaler Perspektive sind diese Arbeiten höchst aufschlussreiche Zeugnisse für sein nachhaltiges Interesse an der Mehrdimensionalität des Raumes.
Von 1920 bis 1930 lehrte Klee am Bauhaus in Weimar und Dessau. Dort erschienen in den Jahren 1926 und 1927 bahnbrechende Schriften wie Wassily Kandinskys „Punkt und Linie zur Fläche“ oder Kasimir Malewitschs „Die gegenstandslose Welt“. Die räumliche Forschung Klees zielt auf eine systematische Betrachtung des Raums als geometrischer Idee, die durch Bewegung konstruiert und begrenzt wird. Während die ineinander verschlungenen Dreiecke auf die Bewegung der Segelschiffe zu verweisen scheinen, so wirkt das Schiff am rechten Bildrand über die horizontale Linie und den nach unten deutenden Pfeil „scheinbar fest verankert“. In Anlehnung an den fragilen Zustand des Ankerns mag der poetisch umschreibende Titel als suggestiver Kommentar auf das komplexe Verhältnis von Linie und Fläche verstanden werden, das bei Klee durch fortwährende Variation charakterisiert ist. Die filigrane Zeichnung ist ein herausragendes Beispiel für sein hybrides Werk zwischen künstlerischer Praxis und Theorie.

Werkverzeichnis

Cat. Rais. Paul Klee 4362 (ohne Maße, "Standort: unbekannt"; irrtümlich abgebildet bei 4360)

Provenienz

Curt Valentin (Buchholz Gallery; Valentin Gallery), Berlin/New York; New Gallery, New York; Sammlung Bernard M. Douglas, New Jersey; amerikanische Privatsammlung (seit 1959, Geschenk des Vorbesitzers); deutscher Privatbesitz

Literaturhinweise

Will Grohmann, Paul Klee, Handzeichnungen II 1921-1930, Potsdam/Berlin 1934, Nr. 105; Christina Kröll, Die Bildtitel Paul Klees. Eine Studie zur Beziehung von Bild und Sprache in der Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts (Diss.), Bonn 1968, S. 40

Ausstellung

München 1954 (Haus der Kunst), Paul Klee, Kat. Nr. 113 (Besitzer "Curt Valentin Gallery New York")