Paul Klee wollte lieber Maler als Musiker werden
Paul Klee wurde am 18. Dezember 1879 in Münchenbuchsee im Schweizer Kanton Bern geboren. Als zweites Kind einer Schweizer Sängerin und eines deutschen Musiklehrers kam er schon früh mit Kunst in Berührung; so erwarb er grundlegende Kenntnisse der Musik, die er auch nach seiner Hinwendung zur Malerei pflegte und als wichtige Quelle der Inspiration nutzte. Neben dem Geigenspiel, das er im Alter von sieben Jahren zu erlernen begann, interessierte sich Paul Klee für Dichten und Zeichnen. Sein offenkundiges Zeichentalent wurde jedoch zunächst nicht gefördert, weil die Eltern aus ihrem Sohn lieber einen Musiker machen wollten. Klee selbst fühlte sich aber immer stärker zur bildenden Kunst hingezogen und ging schließlich ohne elterliche Erlaubnis nach München, um dort Malerei zu studieren. Zu diesem Entschluss bewog ihn auch seine später geäußerte Überzeugung, die Musik als Kunstform habe ihren Zenit bereits überschritten und moderne Kompositionen könnten ohnehin nicht an die alten Meister heranreichen.
Lockeres Studentenleben und prägende Studienreise nach Italien
Paul Klee musste nach der unerwarteten Abweisung, die ihm von der Akademie der Bildenden Künste München zuteilwurde, zunächst den Umweg über die private Malschule von Heinrich Knirr nehmen. Walter Ziegler vermittelte ihm darüber hinaus die Kenntnisse von Ätzen und Radieren, ehe er im Oktober 1900 endlich an der Akademie in die Malklasse von Franz von Stuck eintreten konnte. Dort hätte er bereits seinen Kommilitonen Wassily Kandinsky treffen können, weil er es aber vorzog, dem Unterricht fernzubleiben und stattdessen vielfältige Affären mit jungen Modellen zu pflegen, um sich so eine verfeinerte Sexualerfahrung anzueignen, kam es erst Jahre später zu dem folgenreichen Zusammentreffen der beiden bedeutenden Maler. Bereits im März 1901 kehrte Paul Klee der Akademie wieder den Rücken und brach mit Bildhauer Hermann Haller zu einer sechsmonatigen Studienreise nach Italien auf. Drei Dinge empfand Klee auf dieser Reise als prägend: die Renaissance-Architektur von Florenz, das Aquarium von Neapel und die gotischen Tafelmalereien von Siena.
Heirat und Ausstellungen mit Berliner und Münchener Secession
Paul Klee verdingte sich nach seiner Rückkehr aus Italien zeitweise als Geiger bei der Bernischen Musikgesellschaft und finanzierte damit seine weitere künstlerische Ausbildung. Im Münchener Kupferstichkabinett studierte er die Illustrationen von Francisco de Goya, William Blake und Aubrey Beardsley, das ihn stark beeindruckte. Mit seinem Künstlerfreund Louis Moilliet besuchte er im Jahr 1905 Paris, wo er häufiger Gast im Louvre und im Palais du Luxembourg war. Auf die Beschäftigung mit Impressionismus und Hinterglasmalerei folgte die Rückkehr nach München und die Heirat mit der Pianistin Lily Stumpf sowie die Geburt des Sohnes Felix Klee. Für den Unterhalt der kleinen Familie sorgte in diesen Jahren vorwiegend Lily Klee, indem sie Klavierunterricht erteilte. 1908 konnte Paul Klee sich mit mehreren Werken an Ausstellungen von Münchener Secession und Berliner Secession beteiligen. Auf Anregung des österreichischen Grafikers Alfred Kubin, der auch zahlreiche Werke Klees erwarb, wurde er Gründungsmitglied der expressionistischen Künstlervereinigung Sema.
Zwei entscheidende Zäsuren: Der Blaue Reiter und die Tunisreise
Paul Klee lernte im Herbst des Jahres 1911 August Macke, Hans Arp, Franz Marc und Wassily Kandinsky kennen. Der Austausch mit den beiden Künstlern führte schließlich zu seinem Anschluss an die von Kandinsky und Marc initiierten Redaktionsgemeinschaft des Almanachs Der Blaue Reiter. Obwohl Paul Klee binnen weniger Monate zu einem der bedeutendsten Mitglieder wurde, kam es nie zu einer vollständigen Integration in die Künstlergruppe, zu der auch Malerinnen wie Marianne von Werefkin und Gabriele Münter zählten. 1912 nahm Paul Klee mit Erfolg an der zweiten Ausstellung des Blauen Reiters in der Galerie Goltz teil und traf auf Pablo Picasso und Georges Braque. Eine gewaltige Zäsur im Schaffen Klees stellte die sogenannte Tunisreise dar, die er mit seinen Freunden August Macke und Louis Moilliet im April 1914 unternahm. Auf dieser dreiwöchigen Studienreise kam es bei Klee, der es bislang immer abgelehnt hatte, sich intensiv mit Farbe auseinanderzusetzen, zu einem Umdenken: Die exotisch schillernde Licht- und Farbenwelt des Orients vermittelten dem Künstler ein gänzlich neues Verständnis seiner Malerei. Von nun an waren der Maler Klee und die Farbe eins, wie er in seinem Tagebuch notierte.
Künstlerischer Durchbruch, Bauhaus-Zeit und Flucht vor dem NS-Regime
Paul Klee musste während des Ersten Weltkriegs als Soldat Dienst tun, kam aber dank der Verbindungen seiner Frau Lily um einen Einsatz als Frontsoldat herum. Nach dem Krieg gelang ihm mit einer Ausstellung in Herwarth Waldens Galerie Der Sturm der ersehnte künstlerische Durchbruch auf nationaler Ebene. Aufgrund seiner Beteiligung an der Münchner Räterepublik musste Klee zeitweilig nach Zürich fliehen, wo er mit dem Dadaismus in Kontakt kam. 1920 berief Walter Gropius Paul Klee an das Staatliche Bauhaus in Weimar. Dort übernahm er bald verschiedene Leitungsaufgaben, wobei er mit seinem Geschick und Talent seine Studenten immens beeindruckte. Sein Werk dieser Zeit war von besonderem Einfallsreichtum und märchenhafter Fantasie gezeichnet. 1931 verließ Paul Klee das Bauhaus und trat eine Professur an der Düsseldorfer Kunstakademie an, die er 1933 auf Druck der Nationalsozialisten wieder aufgeben musste. Das NS-Regime diffamierte sein Werk als entartete Kunst und Klee floh einmal mehr in die Schweiz.
Paul Klee starb am 29. Juni 1940 in Muralto im Schweizer Kanton Tessin. Obwohl er in der Schweiz geboren wurde und auch dort starb, war er doch zeitlebens Deutscher geblieben – die eidgenössische Staatsbürgerschaft hatte er zwar noch beantragt, die Entscheidung darüber jedoch nicht mehr erlebt.
Paul Klee - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: