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Lot 314 D

Georg Kolbe - Capriccio. Zweites Exemplar, ausser Katalog

Auktion 1051 - Übersicht Köln
29.05.2015, 18:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 20.000 € - 25.000 €

Georg Kolbe

Capriccio. Zweites Exemplar, ausser Katalog
1926

Bronze Höhe 23,4 cm Vorne auf der Plinthe sowie auf der linken Fußsohle monogrammiert 'GK' (ligiert), zusätzlich rückseitig an der Plinthenkante sowie auf der linken Fußsohle mit dem Gießerstempel "H. NOACK BERLIN" versehen. Posthumer, vermutlich 1962 entstandener Guss, höchstwahrscheinlich identisch mit dem in der Georg-Kolbe-Stiftung registrierten Guss aus diesem Jahr. Eines von nur wenigen Exemplaren. Aus dem Jahr 1926/1927 sind vorläufig nur ca. zwei Lebzeitengüsse dokumentiert, darunter einer im Georg-Kolbe-Museum in Berlin. - Mit hellbrauner, gelblich, partiell grünlich schimmernder Patina.

Den Titel “Capriccio” verwendete Georg Kolbe bereits 1921 für eine kleine, stark bewegte Frauenfigur. Die vorliegende Bronze wird auch als „Capriccio H.W.“ bezeichnet, die Initialen verweisen auf die Frau, die im Jahr 1926 das Lieblingsmodell des Bildhauers gewesen sein muss. Sie stand ihm auch für die Plastiken „Badende“ (Berger 95), „Schreitende“ (Berger 96) und „Klagende“ (Berger 97) Modell, über ihre Identität ist jedoch nichts Näheres bekannt. Alle diese Werke zeichnen sich durch eine starke Expressivität in der Körpersprache aus. Der Oberkörper der „Capriccio“ ist in sich gedreht, die Schultern verschoben, die Arme gekreuzt. Die angewinkelten Beine und die Füße mit den angezogenen Zehen machen die große Muskelanspannung deutlich, unter der der Körper steht. Zugleich erscheint die Haltung nicht verkrampft. Die komplizierten Positionen, die auch die anderen genannten Figuren einnehmen, vermitteln den Eindruck, als seien sie Bewegungsstudien eines Ausdruckstanzes. Selbst der Haarschopf des Modells scheint mitten in der fliehenden Bewegung des zur Seite geworfenen Kopfes eingefangen zu sein. Diese heitere Lebendigkeit der Bronzen Georg Kolbes weicht in den kommenden Jahren einer statischeren Auffassung.

Werkverzeichnis

Berger 92

Zertifikat

Mit einem Gutachten von Ursel Berger, Berlin, vom 22. April 2015.

Provenienz

Privatbesitz Rheinland; Lempertz Moderne Kunst A 788, 7. Juni 2000, Los 239 mit Farbabb.; Norddeutscher Privatbesitz

Literaturhinweise

Georg Kolbe, Plastik und Zeichnungen, Aufnahmen im Archiv des Kunstgeschichtlichen Seminars Marburg a.d. Lahn 1931, Nr. 299-300 ohne Abb.; Georg Kolbe, 100 Lichtdrucktafeln. Mit einer Einführung von Richard Scheibe, Marburg 1931, Tafel 60 a-c; Ursel Berger, Georg Kolbe. Das plastische Werk, in: Weltkunst, 15.11.1985, S. 3523-3527 mit Abb. 7