Georg Kolbe gilt als der bedeutendste Bildhauer der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts; seine Werke, die zu einem großen Teil aus Porträts und Akten bestehen, sind noch heute gefragte Objekte auf dem internationalen Kunstmarkt.
(...) WeiterlesenGeorg Kolbe - Unterricht bei Louis Tuaillon, Wahlheimat Berlin
Georg Kolbe wurde am 15. April 1877 in Waldheim geboren. Er war das vierte von sechs Kindern eines Anstreichers und Tapeziermeisters, sein älterer Bruder Rudolf machte sich später als Architekt einen Namen. Bereits sein Vater pflegte die Landschaftsmalerei als Liebhaberei, und wie seine Geschwister, die allesamt die Kunst zu ihrem Beruf machten, entschied sich auch Georg Kolbe für ein Studium der Malerei in Dresden und München. 1897 besuchte er zudem in Paris die Académie Julian. Von 1898 bis 1901 unternahm er in Rom bei Louis Tuaillon seine ersten Versuche in der Bildhauerei. In Bayreuth kam Georg Kolbe mit dem Kreis um Richard Wagner in Kontakt und lernte dabei die niederländische Gesangsschülerin Benjamine van der Meer de Walcheren kennen, er 1902 im belgischen Uccle heiratete. Noch im selben Jahr zog das junge Ehepaar nach Leipzig, wo die Tochter Leonore geboren wurde. Im Jahr 1904 übersiedelte Kolbe nach Berlin, das ihm bis zum Ende seines Lebens als Heimatstadt diente.
Mitglied der Berliner Secession, Durchbruch mit der »Tänzerin«
Georg Kolbe trat 1905 der Berliner Secession bei, sein wichtigster Förderer wurde der Galerist Paul Cassirer. Längst hatte sich Kolbe ganz für die Bildhauerei entschieden, um die Jahre 1911 und 1912 herum fand er schließlich zu seinem eigenen Stil. Schnell erhielt Georg Kolbe Preise für seine Arbeit, 1905 gehörte er zu den ersten Künstlern, die mit dem Preis der Villa Romana ausgezeichnet wurden. 1909 beteiligte er sich mit anderen deutschen Vertretern am »Salon d'Automne« in Paris und traf den großen französischen Bildhauerkollegen Auguste Rodin an dessen Wohnort Meudon. 1912 war seine berühmteste Plastik »Die Tänzerin« eine Attraktion in der Berliner Secession. 1913 bot ihm eine Reise nach Ägypten Inspiration und Anlass zur Weiterentwicklung seines Stils. Der Erste Weltkrieg führte ihn als Soldat unter anderem nach Istanbul, wo ihn sein Freund Richard von Kühlmann, der als Botschafter tätig war, vor den schlimmsten Kriegswirren bewahrte. In dieser Zeit porträtierte Kolbe zahlreiche Diplomaten, Militärs und den jungen türkischen Politiker Talât Pascha. 1918 wurde Kolbe vom Preußischen Kultusministerium zum Professor berufen; 1927 starb unerwartet seine Frau, eine Tragödie, die sich massiv in den Werken des Künstlers niederschlug, so in seiner Statue »Der Einsame« und zahlreichen Skulpturen mit religiösen Themen.
Schwieriger Balanceakt im Nationalsozialismus
Ab 1933 hatte Georg Kolbe, der in privaten Briefen schon früh vor dem Nationalsozialismus gewarnt hatte und linksliberalen Positionen nahestand, zunächst einen schweren Stand. Man sah in ihm einen Repräsentanten der Weimarer Republik und verbannte einige seiner Werke aus der Öffentlichkeit. Er war der letzte Präsident des Deutschen Künstlerbundes und engagierte sich in dieser Eigenschaft für Kollegen, die als »entartet« eingestuft worden waren, allerdings vergeblich. 1936 wurde der Bund verboten, die laufende Ausstellung im Kunstverein Hamburg zwangsweise abgebrochen. Mit einer Büste des spanischen Diktators Franco gewann er das Wohlwollen Adolf Hitlers, der ihn zu den zwölf wichtigsten bildenden Künstlern in Nazideutschland zählte. Trotzdem weigerte sich Georg Kolbe beharrlich, für die nationalsozialistischen Machthaber monumentale Kunstwerke im Stil seiner Kollegen Josef Thorak und Arno Breker anzufertigen, sondern zog sich stattdessen weitgehend auf den bürgerlichen Kunstmarkt zurück. In seinen letzten Jahren quälte den Künstler eine krankheitsbedingte, immer weiter fortschreitende Erblindung.
Georg Kolbe starb am 20. November 1947 in Berlin an den Folgen einer Krebserkrankung.
Georg Kolbe - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: