Erich Heckel - Mohn - image-1

Lot 332 D

Erich Heckel - Mohn

Auktion 1070 - Übersicht Köln
03.06.2016, 18:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 30.000 € - 40.000 €

Erich Heckel

Mohn
1948

Tempera auf Leinwand 47,5 x 39,5 cm Gerahmt. Unten rechts schwarz signiert und datiert 'Heckel 48' sowie rückseitig auf der Leinwand zusätzlich hellgrau signiert und datiert und auf der Keilrahmenleiste mit schwarzem Pinsel signiert, datiert und betitelt 'Mohn'. Zudem rückseitig auf dem Rahmen bezeichnet 'Heckel Hemmenhofen'. - Unmittelbar am rechten und unteren Rand mit einzelnen kleinen Spuren von der Rahmenvergoldung.

Das Stillleben nimmt im Oeuvre von Erich Heckel eine bemerkenswerte Stellung ein. Wie keine andere Werkgruppe diente es ihm zeitlebens als Spiegel des eigenen Schaffens - sowohl in der kritischen Reflexion seines Werks, als auch der experimentellen Entwicklung kompositorischer und formaler Ideen. Dabei sah sich Heckel von Anfang an weniger den tradierten Grundformen des Stilllebens verpflichtet, als der Erweiterung dessen gattungspezifischer Grenzen. In der komplexen Auseinandersetzung mit dem Raum widmete er sich beharrlich der Variation dieses klassischen Sujets, das nicht bei allen Künstlern der Avantgarde Berücksichtigung fand. In Bezug auf sein künstlerisches Vermächtnis „resümieren Heckels Stilleben exemplarisch die neue Freiheit, die sich die ‚Brücke' erklärtermaßen gegenüber den ‚wohlangesessenen älteren Kräften' erkämpft hatte, verankern in der reflektierenden Rückschau die bahnbrechenden Neuerungen, die Heckel als einer der Hauptvertreter des Expressionismus mit initiiert hatte“ (Hanna Strzoda, Das Stilleben Erich Heckels, in: Ausst. Kat. Erich Heckel, Schleswig/Berlin 2010/2011, S. 105).
In der vorliegenden Arbeit greift Heckel auf das in seinen Blumenstücken mehrfach verwendete Motiv des Mohns zurück. Im Unterschied zu vielen anderen seiner Stillleben rückt der Künstler hier jedoch keinen blühenden Strauß ins Zentrum der Komposition, sondern eine vollständige Pflanze. Der arabesk bewegte Mohn gerät dabei in einen kontraststarken Dialog mit der ornamentalen Fläche am rechten Bildrand, anscheinend der Anschnitt eines opulenten Bilderrahmens. Auf den experimentellen Charakter dieses enigmatischen Arrangements verweist nicht zuletzt die Konfrontation des in der Manier altmeisterlicher Blumenstillleben gehaltenen, tiefdunklen Hintergrunds mit der biomorphen Mohnpflanze, der ein unverkennbar surreales Moment innezuwohnen scheint.

Werkverzeichnis

Vogt 1948/10

Zertifikat

Wir danken Hans Geissler und Renate Ebner, Nachlass Erich Heckel - Erich Heckel Stiftung, Hemmenhofen, für ergänzende Auskünfte. Das Gemälde ist im Archiv verzeichnet.

Provenienz

Vom Vorbesitzer direkt beim Künstler erworben (1971), seitdem Privatsammlung Süddeutschland