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Lot 94 Dα

Figur des Amitayus. Bronze, feuervergoldet. Kangxi-Periode, Ca. 1680/1700

Auktion 1072 - Übersicht Köln
10.06.2016, 10:00 - Asiatische Kunst - Highlights China, Tibet/Nepal
Schätzpreis: 300.000 € - 500.000 €
Ergebnis: 784.000 € (inkl. Aufgeld)

Figur des Amitayus. Bronze, feuervergoldet. Kangxi-Periode, Ca. 1680/1700

Im Meditationssitz auf einem doppelten Lotossockel. Die Hände liegen in dhyana mudra über den Füßen und hielten ursprünglich die kalasa. Ein dünnes Schalband umspielt die Hüften und liegt über den Armen. Eine Krone, Ohrgehänge, Ketten, Reifen an den Oberarmen, besetzt mit Türkisen, Lapislazuli und Korallen, schmücken die Figur. Die Gewandborten zeigen Lotos und Ranken in feiner Gravur. Das Inkarnat ist über einer rötlichen Lackschicht kalt vergoldet, die Haare mit blauer Kultbemalung versehen. Am Boden die gravierten Schriftzeichen sishier (42); am einschraubbaren Knopf mit Gewinde die gravierte Zahl ershiwu (25), auf dem Stift, in den die Flasche einzusetzen war, die gravierte Zahl ershiwu (25).
H 43,5 cm

Der Dhyani-Buddha Amitayus, der Buddha des Ewigen Lebens, ist eine Form des Buddha Amitabha, der Buddha des Endlosen Lichts. Die Verehrung des Amitayus sollten langes Leben und die Wiedergeburt in das Paradies gewährleisten. Er war in der Qing-Zeit der beliebteste Buddha der dem tibetischen Buddhismus anhängenden kaiserlichen Familie. Der kultische Gebrauch dieser Figur ist belegt durch die Weihegaben (hier nicht mehr erhalten, aber andere Figuren sind mit bis zu 85 in gelbe Seide gewickelten Schriftrollen gefüllt), die in Tibet übliche Kaltvergoldung des Inkarnats und die dick aufgetragene blaue Haarfarbe.

Immer wieder wurden vom Kaiser ganze Gruppen buddhistischer Figuren anlässlich von Geburts- oder Gedenktagen in seiner Familie als Geschenk an die Betreffenden oder Tempel übergeben. So schenkte Kaiser Kangxi 1686 beispielsweise seiner Großmutter Kaiserin Xiaozhuang eine prächtige Figur eines vierarmigen Avalokiteshvara, heute im Palastmuseum Beijing, deren Schmuckelemente reich mit Türkis, Koralle und Lapislazuli eingelegt waren (Buddhist Statues of Tibet. The Complete Collections of Treasures of the Palace Museum (Bd. 60), 2003, Abb. 226 und 237). Diese Figur ist eine der ersten bekannten datierten Statuen aus den Qing-kaiserlichen Metallwerkstätten.

Die Herstellung der vorliegenden Figur bewegt sich zeitlich zwischen diesem 1686 datierten Avalokishvara und einer Figur eines Manjusri, der in die Ära Kangxi (1662-1722) datiert wird (Buddhist Art von Rehol. Tibetan Buddhist images and ritual objects from the Qing dynasty Summer Palace at Chengde. Taipei 1999, Abb. 19). Sockel, Muster der Gewandsäume, die Aufteilung der Schmuckplaketten an den Brustketten sowie Krone und Ornament oberhalb des ushnisha sind sehr vergleichbar.

Der hier zum Aufruf kommende Amitayus gehört einer Gruppe gleichartiger Figuren an, von denen über 30 bekannt sind. Ulrich von Schroeder weist auf die große Ähnlichkeit zweier von ihm publizierter Figuren hin und dass hier wohl die gleiche Gießform benutzt wurde. Die Unterschiede liegen lediglich in der Bekrönung des ushnisha und den Schmuckelementen (Ulrich von Schroeder, Indo-Tibetan Bronzes, Hong Kong 1981, S. 152, Nr. 152A und 152B). Am Boden dieser Amitayus-Figuren befindet sich jeweils eine eingeritzte Zahl. Die höchste bisher belegte Zahl ist 74. Eine solche große Produktion gleichartiger Figuren nimmt die verschiedenen Sets von neun bis zu 10.000 Kultfiguren, die Kaiser Qianlong als Geburtstagsgeschenk an seine Mutter anfertigen ließ, vorweg.

Die Kangxi-zeitlichen Amitayus-Figuren scheinen unmittelbar nach dem Boxeraufstand 1900/1901 wohl im Zuge der Plünderung eines lamaistischen Tempels in der Verbotenen Stadt in Peking auf den Markt gekommen zu sein. Eine von ihnen gelangte in den Besitz eines um 1900 in China lebenden Deutschen, eine andere ist für das Jahr 1912 in deutschem Besitz belegbar. Seit den 1970er-Jahren tauchen zahlreiche dieser Figuren im internationalen Auktionshandel auf, aber auch immer wieder in Deutschland: Neumeister, München, 23./24.6.1999; Lempertz, Köln, 2.6.2000, Lot 247; Lempertz, Köln, 31.5./1.6.2005, Lot 109; Nagel, Stuttgart, 8.5.2014, Lot 88.

Bemerkenswert ist, dass Amitayus-Figuren aus dieser Gruppe sich fast nur in Privatbesitz befinden. Zwei Figuren sind jedoch in Museumbesitz nachweisbar: im Museum of Art in Hong Kong (Rose Lee, Chinese Textiles Related to Tibetan Buddhisms in the Hong Kong Museum of Art, in: Arts of Asia, Juli-August 1995, S. 72, Abb. 5) und in der Staatlichen Galerie Moritzburg, Halle (W. Bräutigam, Schätze Chinas in Museen der DDR, Leipzig 1989, Nr. 283). Dieses Stück kam im Zuge der Bodenreform und der „Schlossbergungen“ in der Sowjetischen Besatzungszone nach 1945 aus Privatbesitz ins Hallesche Museum. Am Boden befindet sich die eingeritzte Nummer 65.

Im Inneren der jetzt zum Aufruf kommenden Figur befindet sich das Papieretikett der Sammlung Georg Hartmann (1870-1954). Hartmann war Schriftgießer und Seniorchef der Bauerschen Gießerei in Frankfurt und verlegte eine Reihe von bedeutenden Druckschriften. Er war bis in die 1940er-Jahre ein leidenschaftlicher Sammler mittelalterlicher Holzskulpturen, Impressionisten und Malern der Frankfurter Schule. Ostasiatische Kunst ist für seine Sammeltätigkeit nicht belegt. Seine Einkaufsquelle für mittelalterliche Skulpturen scheint vor allem der Frankfurter Händler Walter Carl gewesen zu sein. Dieser führte auch asiatische Bronzeskulpturen wie aus einem Versteigerungskatalog von 1919 hervorgeht. Auf Grund eines Hochzeitsphotos aus der Familie wissen wir, dass sich die Skulptur bereits vor 1920 in Hartmanns Besitz befand.


Referenzabb. 1
Georg Hartmann (1870-1954). Wohl späte 1920er-Jahre. Aus: Andreas Hansert, Georg Hartmann (1870-1954). Biographie eines Frankfurter Schriftgießers, Bibliophilen und Kunstmäzens, Wien/Köln/Weimar 2009, S. 77, Abb. 7


Referenzabb. 2
Hochzeitsphoto einer der Töchter Georg Hartmanns. 1920.


kommenden Figur befindet sich das Papieretikett der Sammlung Georg Hartmann (1870-1954). Hartmann war Schriftgießer und Seniorchef der Bauerschen Gießerei in Frankfurt und verlegte eine Reihe von bedeutenden Druckschriften. Er war bis in die 1940er-Jahre ein leidenschaftlicher Sammler mittelalterlicher Holzskulpturen, die sein gesamtes großes Haus schmückten. Er erwarb auch Impressionisten und Maler der Frankfurter Schule. Ostasiatische Kunst ist für seine Sammeltätigkeit nicht belegt. Seine Einkaufsquelle für mittelalterliche Skulpturen scheint vor allem der Frankfurter Händler Walter Carl gewesen zu sein. Dieser führte auch asiatische Bronzeskulpturen wie aus einem Versteigerungskatalog von 1919 hervorgeht. Auf Grund eines Hochzeitsphotos aus der Familie wissen wir, dass sich die Skulptur bereits vor 1920 in Hartmanns Besitz befand.


Referenzabb. 1
Georg Hartmann (1870-1954). Wohl späte 1920er-Jahre. Aus: Andreas Hansert, Georg Hartmann (1870-1954). Biographie eines Frankfurter Schriftgießers, Bibliophilen und Kunstmäzens, Wien/Köln/Weimar 2009, S. 77, Abb. 7


Referenzabb. 2
Hochzeitsphoto aus der Familie Georg Hartmann. 1920.

Zertifikat

Georg Hartmann (1870-1954). Gedrucktes Papieretikett im Inneren: Sammlung Georg Hartman, Frankfurt A M Nr. 76 (Die Nummer handschriftlich hinzugefügt)

Provenienz

Georg Hartmann (1870-1954). Gedrucktes Papieretikett im Inneren: Sammlung Georg Hartman, Frankfurt A M Nr. 76 (Die Nummer handschriftlich hinzugefügt)
Privatsammlung, Deutschland