Lot 1515 Dα

Nach seiner Ausbildung an der Münchner Akademie kehrte Franz Xaver Winterhalter 1828 in die badische Heimat zurück und machte alsbald in Karlsruhe von sich reden. Als 27jähriger erhielt er 1832 von Großherzog Leopold von Baden ein Stipendium für eine Italienreise. Nach Aufenthalten in Mailand, Venedig, Florenz und Neapel ließ er sich 1833 für ein Jahr in Rom nieder, um dann 1834 mit neuen Ideen und Anregungen samt einer Fülle von Landschafts- und Figurenskizzen nach Karlsruhe zurückzukehren. Mehrere dieser Arbeitsblätter sind noch heute im Besitz seiner Nachfahren, darunter zwei Fassungen dieses italienischen Mädchens. Während unsere auf Papier gemalt ist, ist die zweite wahrscheinlich nach dieser entstanden, weil sie auf einer etwas größeren Leinwand dargestellt ist (siehe op. cit. S. 78). Im Fokus von Winterhalters Aufmerksamkeit steht das Gesicht der jungen Frau mit den großen, dunklen Augen und dem schwarz glänzenden Haar. Der Rest ihrer Erscheinung ist nur skizzenhaft angedeutet, zeigt aber jene natürliche und ungezwungene Pose, die wohl Winterhalters wichtigste künstlerische Errungenschaft in Italien werden sollte. Hier nämlich hat er die glatte emailartige Malweise Stielers, dem er in seiner Münchner Zeit nahegestanden hatte, hinter sich gelassen. Noch als gefeierter Hofmaler und international gefragter Porträtist hat er von seinen italienischen Erfahrungen profitiert. So schimmert in fast allen seinen Bildnissen die lebendige, lebensbejahende Ausstrahlung seiner italienischen Genreszenen durch, und es ist wahrscheinlich dieser schmiegsamen Vitalität und seiner stilistischen Eleganz zu verdanken, dass seine Kunst weit über Deutschland hinaus so bewundert und gefragt war und noch heute ist.