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Lot 202 Dα

Auguste Rodin - Le Minotaure, version à base carée (Faune et Nymphe)

Auktion 1078 - Übersicht Köln
02.12.2016, 18:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 100.000 € - 120.000 €

Auguste Rodin

Le Minotaure, version à base carée (Faune et Nymphe)
Um 1883-1885/1903

Bronze nach der Marmorfassung von 1903 58 x 62 x 63,5 cm Auf dem Sockel rechts signiert 'A. Rodin' sowie mit der Exemplarnummer versehen. Rückseitig am Rand mit dem Gussvermerk "Susse Fondeur Paris" und dem runden Gussstempel (ligiertes Signet) "Susse/F.P." versehen. Exemplar E.A. IV/IV. Susse Fondeur Paris (Guss 2013). - Mit ebenmässiger, dunkelbrauner Patina, grünlich schimmernd.

Rodin variierte bekanntlich die Titelgebungen seiner Skulpturen. Sie sind frei und assoziativ zu verstehen und spielten für ihn als Künstler und schöpferischen Demiurgen eher eine untergeordnete Rolle. Für die Rezeption seiner Zeit waren sie jedoch zweifellos wichtig, so dass im Rückblick von heute aus gesehen sich zeittypische wie historische Anbindungen an Phänomene des Blicks ergeben, die ohne das französische 18. Jahrhundert (Clodion), ohne das „Fin de Siècle“ oder den Symbolismus nicht zu verstehen sind. Rodin ließ sich auf eine poetische Weise inspirieren, Quellen literarischer Natur sind nach den Titelgebungen in diesem Fall anzunehmen - etwa die mythologischen „Metamorphosen“ von Ovid, die Rodin las (wie er Baudelaire oder Dante verehrte). Auch Stéphane Mallarmés „L'Après-midi d'un faune“ (1875) mag Pate gestanden haben. Mallarmé dedizierte Rodin wie anderen Prominenten seiner Zeit ein Gipsexemplar der kleineren ersten Fassung von „Le Minotaure“, zu der es auch Bronzeausführungen gibt (Höhe 33 cm).

Wenn man sich vergegenwärtigt wie sehr in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts und noch um die Jahrhundertwende der Faun und der Satyr die erzählerischen Bildwelten der Zeit bis hin zum „Kitsch“ beherrschten, so mag man jedoch ahnen, wie sehr der Schock saß in der unvermittelten Begegnung mit der erotischen Darstellung Rodins, sie war zweifellos eine ungeheure, verunsichernde Provokation: „Rodin semblait s'amuser de mon étonnement silencieux“, schrieb Paul Gsell. „En somme, me dit-il, l'on ne doit pas attribuer trop d'importance aux thèmes que l'on interprète. Sans doute, ils ont leur prix et contribuent à charmer le public; mais le principal souci de l'artiste doit être de faconner des musculatures vivantes. Le reste importe peu.
Puis, tout à coup, comme s'il devinait mon désarroi: - Ne croyez pas, mon cher Gsell, que mes dernières paroles contredisent celles que j'ai prononcées auparavant.
Si je juge qu'un statuaire peut se borner à représenter de la chair qui palpite, sans se próccuper d'aucun sujet, cela ne signifie pas que j'exclue la pensée de son travail; si je déclare qu'il peut se passer de chercher des symboles, cela ne signifie pas que je sois partisan d'un art dépourvu de sens spirituel. Mais, à vrai dire, tout est idée, tout est symbole.“ (Paul Gsell, Auguste Rodin, L'Art. Entretiens réunis, Paris (1911), 1924, S. 214, 217). Aus „Le Minotaure“ entwickelte Rodin in seiner typischen Assemblage-Technik, seinem Spiel mit den eigenen Versatzstücken, u.a. die Gruppe „Pygmalion und Galatea“.

Es war kein geringerer als Karl Ernst Osthaus, der 1903 bei Rodin eine vergrößerte Marmorausführung dieser erotischen Gruppe für das Folkwang Museum in Hagen in Auftrag gab, sie wurde 1904 ausgeliefert (A. Le Normand-Romain, The Bronzes of Rodin, op. cit., Bd. II, Paris 2007, S. 524). Er erwarb sie noch unter dem ovidschen Titel „Jupiter toreau“. Neben dem „Ehernen Zeitalter“ und der „Eva“, zwei repräsentativen Bronzen des Bildhauers, die er für das Museum erwarb „kam nur ein Marmor in Frage. Die Wahl unter den begonnen Arbeiten war nicht groß; die meisten waren bereits an Liebhaber vergeben. Ich wählte schließlich das erotische Werk, das Rodin ‚Jupiter toreau' oder ‚Jupiter et Antiope' nannte. Dabei sprach der Umstand mit, daß es aus griechischem Marmor gearbeitet war. Rodin schätzte dieses Material begreiflicherweise sehr hoch und beklagte sehr, daß es ihm nicht möglich sei, weitere Blöcke zu erhalten.“ (K.E. Osthaus, zit. nach H. Hesse Frielinghaus, Karl Ernst Osthaus, op. cit., S. 176).

Die vorliegende posthume Bronze-Edition entstand nach einem der Gipsmodelle, die Rodin von der großen Marmorfassung hatte herstellen lassen. Zwei Gipsmodelle sind heute im Bestand des Rodin-Museums vorhanden. Der vorliegenden Bronze liegt ein Gips aus der ehemaligen Sammlung von Maurice Guillemot zu Grunde. Es entstand eine Auflage von insgesamt acht arabisch und vier römisch numerierten Exemplaren, von Georges Rudier (1985) und Susse (seit 2008) gegossen.

Zertifikat

Mit einem Gutachten des Comité Auguste Rodin, Francois Lorenceau und Jérome Le Blay, Paris, vom 21. Januar 2014. Die Arbeit ist registriert und wird in den in Vorbereitung befindlichen Catalogue Critique de l' Oeuvre Sculpté d'Auguste Rodin des Comité Auguste Rodin, von Jérôme Le Blay, Galerie Brame & Lorenceau, unter der Nr. 2013-4280B aufgenommen.

Provenienz

Privatbesitz Frankreich

Literaturhinweise

u.a.: Robert Descharnes, Auguste Rodin, Lausanne/Paris 1967, S. 137 mit Abb. (Gips, kleine Fassung); Herta Hesse-Frielinghaus (Hg.), Karl Ernst Osthaus.Leben und Werk, Recklinghausen 1971, S. 176 f.; Museum Folkwang, Essen (Hg.), Katalog der Bildwerke, Essen o.J. (1973), Nr. P 59 mit Abb. (Marmor), S. 101/102 mit weiterführender Literatur; John L. Tancock, The Sculpture of Auguste Rodin. The Collection of the Rodin Museum Philadelphia, Philadelphia Museum of Art 1976, vgl. Kat. Nr. 41, insbesondere S. 273 "Related Work"; Antoinette Le Normand-Romain, The Bronzes of Rodin, Catalogue of works in the Musée Rodin Bd. II, Paris 2007, S.523 ff., insbesondere S. 524 "Related works";