Joachim Wtewael - Venus und Adonis - image-1

Lot 2028 Dα

Joachim Wtewael - Venus und Adonis

Auktion 1097 - Übersicht Köln
18.11.2017, 11:00 - Gemälde und Zeichnungen Alter Meister, Skulpturen
Schätzpreis: 200.000 € - 300.000 €
Ergebnis: 396.800 € (inkl. Aufgeld)

Joachim Wtewael

Venus und Adonis

Öl auf Kupfer. 35,5 x 28,5 cm.

Joachim Wtewael war einer der bedeutendsten Vertreter des niederländischen Manierismus, der im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts seinen Ausgang in Haarlem und Utrecht nahm. Künstler wie Karel van Mander, Bartholomäus Spranger, Cornelis van Haarlem oder Joachim Wtewael, die meist mehrere Jahre in Italien verbracht hatten, vermittelten die dort gewonnenen Eindrücke des italienischen Manierismus in die Niederlande, häufig vermittels Zeichnungen, Drucken oder Kopien italienischer Meister, die sie mit in die Heimat brachten.
Wtewael hielt sich vermutlich rund vier Jahre in Italien auf. In Padua schloss er sich Charles de Bourgneuf de Cucé an, dem Bischof des bretonischen Städtchens Saint-Malò, und reiste mit ihm zunächst nach Rom und von dort 1590 nach Frankreich, wo er weitere zwei Jahre blieb. Wenn auch ein Aufenthalt in Genua archivalisch nicht belegt ist, so ist dieser doch aufgrund der Reiseroute sehr wahrscheinlich. Dort könnte Wtewael das Werk des damals führenden Genueser Malers Luca Cambiaso studiert haben, der nur kurz zuvor 1585 gestorben war.
Unser Gemälde mit Venus und Adonis wiederholt in kleinerem Format auf Kupfer eine großformatige Komposition des Luca Cambiaso, die sich seit 2008 im Pariser Louvre befindet (188 x 105,5 cm, Inv.-Nr. R.F. 2008-49). Das Thema ist den Metamorphosen des Ovid entnommen und beschreibt die Geschichte des Adonis, der entgegen der Versuche seiner Geliebten, der Göttin Venus, ihn davon abzuhalten, zur Jagd ging und von einem Eber getötet wurde. Das Thema war für viele Künstler die willkommene Gelegenheit zur Darstellung nackter Körper. Unsere Kupfertafel übernimmt die Figurenkomposition des berühmten Genueser Manieristen nahezu vollständig, es gibt nur wenige Abweichungen. So wendet der kleine Amor zu Füßen von Venus und Adonis, anders als in Cambiasos Vorlage, seinen Kopf nach oben und fügt damit den charakteristischen Drehungen manieristischer Körperdarstellungen eine weitere Wendung hinzu. Wesentlich freier gestaltet der Maler unseres Bildes hingegen den landschaftlichen Hintergrund, der mit den fein abgestuften Blau- und Grüntönen seine niederländische Herkunft nicht verleugnet.
Das Gemälde ist im RKD, Den Haag, unter der Nr. 242878 als eigenhändiges Werk von Joachim Wtewael registriert. Frau Dr. Ursula Härting und Prof. Dr. Marcel G. Roethlisberger haben die Zuschreibung an Wtewael bestätigt, Frau Dr. Anne W. Lowenthal hat dem Vorbesitzer die Aufnahme des Werks in den Nachfolgeband ihres Werkverzeichnisses angekündigt.

Zertifikat

Dr. Ursula Härting, Hamm, 5.5.1998.

Literaturhinweise

Rolf Schenk und Catherine Franke-Schenk (Hg.): Kunstsalon Franke-Schenk 100 Jahre Jubiläumsausstellung, München 2013, S. 188-99, Nr. 28.