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Lot 2135 Dα

Rheinland 13. Jahrhundert - Typar aus Vilich

Auktion 1097 - Übersicht Köln
18.11.2017, 11:00 - Gemälde und Zeichnungen Alter Meister, Skulpturen
Schätzpreis: 32.000 € - 35.000 €
Ergebnis: 39.680 € (inkl. Aufgeld)

Rheinland 13. Jahrhundert

Typar aus Vilich

Messing, gegossen, vergoldet.
Tadelloser Zustand. 8,2 x 6,5 x 1,8 cm (mit Handhabe).

Das Benediktinerinnenkloster in dem bei Bonn gelegenene Ort Vilich wurde im 10. Jahrhundert gegründet, seine Kirche wurde dem Hl. Petrus geweiht. Unser Siegel des Klosters - durch Abdrücke seit 1242 nachweisbar - zeigt, wie das Stifterehepaar Megingoz und Gerberga die Kirche dem Hl. Petrus darbringen, wobei sie von der Hl. Adelheid, ihrer Tochter und zugleich ersten Äbtissin des Klosters, begleitet werden. Die Umschrift des Siegels lautet "SIGILLVM ECCLESIE SANCTI PETRI IN VILIKE", den Dargestellten sind zudem die Beischriften "MEGENGAVD(VS) / GERBIRGIS / SCA ADELEIDIS" beigegeben.
Unser Siegel wurde in den vergangenen Jahrzehnten in einer Privatsammlung bedeutender mittelalterlicher Siegel aufbewahrt und kam im Dezember 2015 in Paris zur Versteigerung. In der Folgezeit wurde das Siegel zum einen materialtechnisch untersucht, zum anderen wurde es - auch und gerade im unmittelbaren Vergleich mit zwei weiteren überaus ähnlichen Typaren im Besitz der Pfarrgemeinde Vilich und des Kölnischen Stadtmuseums - zur Überprüfung seiner Authentizität in die bekannten Abdrücke des Siegels an mittelalterlichen Urkunden unmittelbar eingefügt.
Das positive Ergebnis dieser Untersuchungen für unser Typar ist von Dr. Joachim Oepen (Historisches Archiv des Erzbistums Köln) in einem Schreiben vom 5.10.2017 bestätigt worden: "Das aus dem 2. Viertel des 13. Jahrhunderts stammende Vilicher Typar wird auf Grund seiner künstlerischen Qualität, seiner Ikonographie und seiner siegelkundlichen Bedeutung als ein herausragendes Stück rheinischer Kunst-, Kultur- und Kirchengeschichte des 13. Jahrhunderts angesehen. Die Frage der Echtheit ist nach einem Metallgutachten des Zentrums für Archäometrie an den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim, vor allem aber durch Vergleich mit zwei weiteren Typaren, die exakt das gleiche Bildprogramm aufweisen, sowie durch Tests mit allen drei Typaren an erhaltenen Abdrücken des Siegels - in diese Untersuchungen waren mehrere fachlich ausgewiesene Dienststellen involviert - positiv geklärt worden. Demnach handelt es sich bei den beiden anderen Typaren im Besitz der Pfarrgemeinde Vilich und des Kölnischen Stadtmuseums eindeutig um Fälschungen oder Kopien."
Wann und wie unser originales Typar aus Vilich abhanden gekommen ist, ist nicht bekannt. Jetzt besteht die große Gelegenheit, dass das historisch zu hochbedeutende Siegel wieder in das Rheinland zurückkehren könnte.

Zertifikat

Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie, Mannheim 3.3.2016 (Materialgutachten).

Provenienz

Sammlung F. M. - Deren Versteigerung in der Auktion Estimations & Ventes aux Enchères - Vente Drouot Richelieu, Paris, 21.12.2015, Lot 9.

Literaturhinweise

Zu der historischen Bedeutung des Typars allgemein siehe z. B. Wilhelm Ewald: Rheinische Siegel. Bd. 4. Die Siegel der Klöster, Stifte und geistlichen Dignitäre, Bonn/Köln 1931, Taf. 17, Nr. 2. - Irmingard Achter: Die Stiftskirche St. Peter in Vilich, Düsseldorf 1968, S. 13, 27 u. 338, Abb. 1 u. 268.