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Lot 708 Dα

Außergewöhnlicher Antwerpener Kabinettschrank

Auktion 1107 - Übersicht Köln
15.05.2018, 17:00 - Ausgewählte Werke
Schätzpreis: 35.000 € - 40.000 €
Ergebnis: 43.400 € (inkl. Aufgeld)

Außergewöhnlicher Antwerpener Kabinettschrank

Schildpattfurnier, ebonisiertes Holz und Ebenholz auf Weichholz, Filets aus Bein, Silberapplikationen, verschiedene Marmors und Hartsteine, älteres, wohl originales Spiegelglas. Gerade Kastenform mit zwei Türen unter leicht konvexem Gesims mit zwei Schüben. Zwei Basisschübe. In den Türen herzförmige Bastionsfüllungen. Die Innenseiten der Türen verspiegelt, die Kabinettfront gegliedert durch zehn Schübe um ein Mittelfach unter einem Sprenggiebel. Alle Schubfronten dekoriert durch gemaserten Marmor/Landschaftsmarmor und pietre dure. Die Tür des Kabinettfachs mit farbiger Steinmarketerie: Eine Blumenvase aus Lapislazuli. Zwischen dem Sprenggiebel ein Wappenschild. Feine originale groteske Beschläge.
Im Innenfach verspiegelte Facettenwände, der Boden parkettiert in Bein und Schildpatt, seitlich jeweils vier weitere Schübe.
Späterer Tisch mit vier facettierten Beinen und Zwischenbrett. Wenige Verluste und Veränderungen. Der Tisch leicht instabil. Mit Tisch H 171,3, ohne Tisch 102,5, B 115,3, T 53,8 cm.
Ende 17. Jh., die Marmors und pietre dure den Werkstätten in Florenz zugeschrieben.

Das Vorbild für diesen Typus des Kabinettschranks mit Steineinlagen aus Italien war das berühmte Augsburger Kabinett von Gustav Adolph, heute im Museum Gustavianum, Universität Uppsala, das auf einen Entwurf des Augsburger Kunsthändlers Philipp Hainhofer zurückgeht, der auch den Pommerschen Kunstschrank in Auftrag gab. Diese Pietre Dure waren seit dem 16. Jahrhundert begehrte und hochwertigste florentiner Exportartikel, und möglicherweise wurde auch dieses Kabinett speziell für die Präsentation des kostbaren Marmors angefertigt.

Das Opificio delle Pietre Dure wurde im Jahr 1588 von Großherzog Ferdinand I de Medici gegründet und als Teil der Werkstätten Galleria dei Lavori in den Uffizi angesiedelt. Die Aufgabe der Werkstatt war die Herstellung von Hartsteinintarsien für die Ausstattung von Räumen und die Dekoration von Prunkmöbeln ebenso wie das Legen der kunstvollen Steinböden wie z.B. in der Cappella dei Principi. Bis in das 18. Jahrhundert hinein erlebten die Werkstätten ein konstantes Anwachsen des Auftragsvolumens. Zwar gab es auch Hartsteinintarsien nördlich der Alpen, wie z.B. in Prag unter Cosimo Castrucci oder in der Manufacture royale des Gobelins in Paris, aber die dortige Produktion war meist nicht für den Export bestimmt. Nur die florentiner Handwerker waren in der Lage, so effizient zu arbeiten, dass die kleinen Steintafeln frei verkäuflich angeboten wurden und heute in allen europäischen Kunstkammern zu finden sind.

Literaturhinweise

Vgl. die Einlagen mit Wildkatzen aus der Galleria dei Lavori Florenz, im Besitz des Château de Versailles (publiziert bei Giusti, Pietre Dure and the Art of Florentine Inlay, London 2006).
Vgl. die Einlagen mit Wildkatzen im Augsburger Kabinett des Johann Georg Esser in der Münchner Residenz (Kat. Pracht und Zeremoniell, München 2002, Nr. 19).
Das Sammlerkabinett von Gustav Adolf bei Koeppe/Giusti, Art of the Royal Court, New York 2008, Nr. 78.
S.a. Acidini, The Opificio delle Pietre Dure, in: Koeppe/Giusti, ibd., S. 95 ff.