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Lot 245 Dα

Max Liebermann - Nähende Mädchen in Huyzen - Studie mit vier Figuren (Holländische Näherinnen)

Auktion 1110 - Übersicht Köln
01.06.2018, 17:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 80.000 € - 100.000 €

Max Liebermann

Nähende Mädchen in Huyzen - Studie mit vier Figuren (Holländische Näherinnen)
1890

Öl auf Karton, alt auf Leinwand montiert 46, 7 x 61 cm Gerahmt. Unten links schwarz signiert und datiert 'M Liebermann 90'. - Die Ränder minimal unregelmäßig geschnitten, mit umlaufender Bleistiftmarkierung. Unmittelbar am Oberrand mit schwachem Kratzer, am linken Rand mit zwei kleinen Flecken, vermutlich Werkstattspuren.

Menschen bei ihren alltäglichen Tätigkeiten festzuhalten, ist eines der großen Themen Max Liebermanns. Im Gegensatz zu seinen späten Wannsee- und Berliner Tiergartenmotiven widmet er sich in den frühen Jahren, während seiner mehrwöchigen Malaufenthalte in den Niederlanden, der Beobachtung von ländlichen Arbeits- und Produktionsabläufen: So ziehen beispielsweise Spitzenklöpplerinnen, Wäschebleiche, Flachsscheuer oder eine Weberei Liebermanns Blick an sich. Einige Studien zu „Nähenden“ entstehen schon früh in Brabant zu Beginn der 1880er Jahre, in Amsterdamer Waisenhäusern, resp. Stiften in Amsterdam und südöstlich davon in Huyzen bei Laren (vgl. u.a. Eberle 1881/20 ff.; Eberle 1881/3 ff.; 1882/1; 1883/1; 1886/2 ff).
Unsere Studie zeigt vier junge Frauen wie aufgereiht vor einer Hauswand sitzend, mit Ernst vertieft in ihre Näh- und Stickarbeit. Sie steht vermutlich am Beginn einer kleineren Reihe von Näherinnen-Darstellungen aus Huyzen, die nicht in größere Kompositionen umgesetzt wurden, und sich heute u.a. im Besitz der Kunsthalle Bremen und in der Sammlung des Kunstkreises Berlin befinden (vgl. Eberle 1889/8-10). Der zügige Pinselduktus und der wohl absichtlich frei gelassene Bildgrund - das ‚non finito' - unterstreichen die Flüchtigkeit des Augenblicks, die Freude am Detail unscharf belassend. Die delikaten Braun-Blau-Valeurs mit den weißen Akzenten verleihen dem Motiv trotz aller vermuteten Armut eine schlichte Eleganz. Liebermanns zurückhaltend nüchterne, wenig psychologisierende Darstellung zollt den einfachen, arbeitenden Mädchen Würde und Respekt.

Werkverzeichnis

Eberle 1889/7

Zertifikat

Wir danken Matthias Eberle, Berlin, für freundliche Hinweise.

Provenienz

Stadtrat Max Cassirer, Berlin (1914); Cassirer-Helbing, Berlin (1917); Dr. Viktor Korell, Berlin (rückseitige Etiketten); Privatsammlung Brandenburg

Literaturhinweise

Erich Hancke, Max Liebermann. Sein Leben und seine Werke, Berlin 1914, S. 534 o. Nr. (1889 Nr. 7 "Nähende Mädchen - Huyzen"); Die Auktion der Sammlung Guttmann, in: Der Cicerone, Jg. IX, Heft 9/10, Mai 1917, S. 217 f; Erich Hancke, Max Liebermann. Sein Leben und Werk, Berlin 1923, S. 248 ff.; Neue Berliner Illustrierte, Juli 1947 (3. Heft), S. 12 mit Abb.; Katrin Boskamp, Studien zum Frühwerk von Max Liebermann mit einem Verzeichnis der Gemälde und Ölstudien von 1866-1889, Hildesheim/Zürich/New York 1994, Kat. E 84

Ausstellung

Berlin 1917, Auktion Cassirer-Helbing, Moderne Gemälde - Die Sammlung Albrecht Guttmann und Nachlass eines Berliner Sammlers, 18.5.1917, Nr. 50 mit Abb.; Berlin 1947 (Hauptamt für Kunst), Gedächtnisausstellung Max Liebermann - Zum 100. Geburtstag, Kat. Nr. 18; Berlin 1957 (Bezirksamt Reinickendorf), Alt-Berliner Maler aus Privatbesitz, S. 18; Berlin 1959 (Rathaus Reinickendorf/Rathaus Tempelhof), Max Liebermann. Gemälde, Pastelle, Zeichnungen, Druckgraphik, Kat. Nr. 15 mit Farbabb. ("Holländische Näherinnen"); Berlin 1965 (Kulturring für das Kurkölnische Sauerland in Verbindung mit dem Senator für Wissenschaft und Kunst), Berlin und seine Maler von J.G. Rosenberg bis Max Liebermann. Gemälde und Aquarelle aus Berliner Privatbesitz, Kat. Nr. 37 ("Holländische Näherinnen"), S. 21 mit Farbabb.