Max Beckmann - Das Karussell - image-1

Lot 367 D

Max Beckmann - Das Karussell

Auktion 1110 - Übersicht Köln
01.06.2018, 17:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 15.000 € - 20.000 €

Max Beckmann

Das Karussell
1921

Original-Radierung auf Japanpapier mit geschnittenem Wasserzeichen "R" 28,5 x 25,4 cm (44,7 x 37 cm) Unter Glas gerahmt. In altdeutscher Schrift signiert, betitelt und bezeichnet 'Beckmann 21 Karussell (Handprobedruck I. Zustand)'. Einer der wenigen Probedrucke vor der Auflage von 200 Exemplaren. Pl. 7 der von der Marées-Gesellschaft bei R. Piper & Co, München, 1922 herausgegebenen und von Franz Hanfstaengl, München, gedruckten Mappe "Jahrmarkt". - Mit unauffälliger druckbedingter Quetschfalte und mit leichten Randmängeln.

Die vorliegende Radierung gehört zu der 1921 entstandenen 10-teiligen Folge, die unter dem Titel „Jahrmarkt“ von Reinhard Piper als Mappe herausgegeben wurde. Die Druckfolge, für die Max Beckmann unterschiedliche Plattenformate wählt, zählt zu den bedeutendsten druckgraphischen Dokumenten des Expressionisten. Sie offenbart bereits die ausdrucksstarke, kantige Formensprache des Künstlers, die zu Beginn der 1920er Jahre zunächst in den Graphiken zur vollen Entfaltung gelangt. Wie für Beckmann in jenen Jahren typisch, offenbaren seine Werke eine zynische Grundhaltung und offensichtliche Zeitkritik. Artisten und Schausteller in Kostüm und Maske bevölkern seine Weltbühne, die sich dem Betrachter kaleidoskopartig darbietet. Der Themenkomplex des Jahrmarkts steht dabei als Metapher für das Leben schlechthin und spiegelt das Chaos sowie die Zerrissenheit der Gesellschaft nach dem I. Weltkrieg wider. Neben Freunden und Bekannten des Künstlers tritt Beckmann in den einzelnen Blättern auch immer wieder selbst als Akteur in Erscheinung und verdeutlicht, dass er als Jahrmarktbesucher Teil des Spektakels ist. Der Einblick in die bunte Welt der Schausteller ist damit als Bestandsaufnahme des Künstlers zu deuten. So sieht man ihn in dem vorliegenden 7. Blatt unter dem Titel „Das Karussell“ als Hutträger zusammen mit seiner Frau Minna in der Gondel sitzen. Das Karussell, auf dem statt Kinder Erwachsene Platz genommen haben, dreht sich dabei wie ein Sinnbild des Lebens ohne Ziel. Ein Ausstieg aus dem sich im Kreis drehenden Karussell ist dabei genauso aussichtslos, wie das Ankommen an einem Endpunkt.

Werkverzeichnis

Hofmeier 197 I.1.

Provenienz

Galerie Nierendorf, Berlin; seitdem Privatsammlung Berlin