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Lot 61 D

Hugo Brehme - Ohne Titel (Ansichten aus Mexiko)

Auktion 1120 - Übersicht Köln
30.11.2018, 14:00 - Photographie
Schätzpreis: 25.000 €
Ergebnis: 31.000 € (inkl. Aufgeld)

Hugo Brehme

Ohne Titel (Ansichten aus Mexiko)
1910er/1920er Jahre

173 Gelatinesilberabzüge 1920er Jahre. Jeweils ca. 11,8 x 17 cm (12,6 x 17,8 cm), Hoch- und Querformate. Jeweils rückseitig von Hugo Brehme bzw. einem Mitarbeiter seines Ateliers mit Bleistift betitelt und beziffert. 20 Abzüge rückseitig mit Photographenstempel. 4 Abzüge rückseitig mit Namensstempel 'W. Melchert'. - Das Konvolut insgesamt in gutem bis sehr gutem Erhaltungszustand..

„Mit leidenschaftlicher Liebe zur Schönheit unserer städtischen und ländlichen Panoramen hat er die ganze Republik bereist, um, wann immer ihn ein Ort in seinen Bann zog, mit sicherem Blick für großartige Aufnahmen den Auslöser zu drücken. Seine Sammlung von Mexikobildern umfasst etwa 20.000 Fotografien und darunter befindet sich keine einzige, die nicht Spiegel einer anmutigen Ansicht wäre“, so heißt es in einem Aufsatz über die Photographien Hugo Brehmes, der im Sommer 1930 in der Zeitschrift Nuestra Ciudad erschien. 1892 im thüringischen Eisenach geboren, wanderte der in Erfurt zum Photographen ausgebildete Brehme 1908 im Alter von 25 Jahren nach Mexiko aus. Sein dort entstandenes, umfassendes photographisches Oeuvre fand seit den 1910er Jahren Eingang in zahlreiche europäische sowie latein- und US-amerikanische, populäre ebenso wie wissenschaftliche Buchpublikationen über das Land. 1923 erschien beim Berliner Verlag Ernst Wasmuth sein Buch Das malerische Mexiko, zwei Jahre später folgte im gleichen Verlag in der Reihe Orbis Terrarum der Band Mexiko. Baukunst, Landschaft, Volksleben. Veröffentlichungen in nationalen und internationalen Zeitschriften, vor allem aber der Vertrieb in Form von Postkarten trugen nicht nur zur starken Verbreitung der Photographien Hugo Brehmes, sondern ganz wesentlich auch zur Ausbildung bzw. Festigung des Mexiko-Bildes im 20. Jahrhundert bei.

Thematisch wie stilistisch ist Brehme, dies legt bereits der Titel seines ersten Buches nahe, ganz der malerischen und photographischen Tradition des 19. Jahrhunderts verhaftet. Nicht das im Wandel begriffene, moderne, urbane Mexiko mitsamt seiner sozialen Verwerfungen und politischen Umbrüche steht im Fokus seines Interesses. Es ist vielmehr ein idyllisches, ja archaisches, vom Blick des Fremden auf das „Exotische“ geprägtes Bild, das der Photograph entwirft und sehr erfolgreich exportiert. Die Weite der mexikanischen Landschaft mit ihren Vulkanen, Kakteen und Agaven, die in diese Landschaft eingestreuten Kolonialbauten und präkolumbianischen Ruinen, Bauern und in landestypische Tracht gewandete Dorfbewohner bei der täglichen Arbeit, all dies gehört zu einer traditionellen „mexikanischen Ikonographie“. Nach Jesse Lerner leistete Brehme „einen beträchtlichen Beitrag zur Verbreitung eines visuellen mexikanistischen Vokabulars, das mit der durch die Revolution hervorgerufenen kulturellen Renaissance aufkam […] und das der Erfindung eines Bildprogramms des Mexikanischen diente“. (zit. nach: Dennis Brehme, Hugo Brehme. Ein Leben zwischen Tradition und Moderne, in: Michael Nungesser (Hg.), a.a.O., S. 20).

Ist in der Literatur zu Hugo Brehme wiederholt der Hinweis zu finden, dass dieser wenig Interesse an zeithistorischen Ereignissen zeigte, so sind die in dem hier zum Aufruf kommenden Konvolut befindlichen Aufnahmen der Revolution besonders hervorzuheben, die im Jahr 1910 ihren Ausgang nahm und drei Jahre später mit den „Decena Trágica“ (den „Zehn tragischen Tagen“) einen blutigen Höhepunkt erreichte. Brehme dokumentierte nicht nur die im Zentrum von Mexiko-Stadt aufmarschierten Truppen und während des Putsches zerstörten Gebäude, sondern machte auch eindringliche Aufnahmen der Opfer des Aufstandes.

Die hier vorliegenden, zumeist sepia-getonten Abzüge Brehmes zeichnen sich durch ihre technische Perfektion ebenso aus wie durch eine stets ausgewogene, sorgfältig angelegte Komposition. Letztere zeugt vom geschulten Blick des Photographen, der sich selbst eher als Künstler denn als Handwerker wahrnahm und dessen Werke in den Zwanziger Jahren neben denen seiner heute deutlich bekannteren Kollegen Tina Modotti und Manuel Álvarez Bravo ausgestellt wurden. In einem Interview würdigte Álvarez Bravo die Bedeutung, die Brehme für sein eigenes photographisches Schaffen hatte: „Er lehrte mich, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Dass ich die Bekanntschaft Hugo Brehmes machte, war das Wichtigste, was mir in jener Zeit widerfuhr.“ (zit. nach Dennis Brehme, ebenda). Im Jahr 2004 widmete das Ibero-Amerikanische Institut in Berlin Hugo Brehme eine erste große Überblicksausstellung, bereits 2003 wurde sein Photoarchiv in das Programm „Gedächtnis der Welt“ der UNESCO aufgenommen.

Wir danken Michael Nungesser, Berlin sowie Gregor Wolff und Friedhelm Schmidt-Welle, beide Ibero-Amerikanisches Institut, Preußischer Kulturbesitz, Berlin, für freundliche Auskünfte.

Weitere Abbildungen auf Anfrage

Provenienz

Vom Photographen an die Urgroßeltern des heutigen Eigentümers

Literaturhinweise

Hugo Brehme, Mexiko. Baukunst, Landschaft, Volksleben. Mit einer Einleitung von Walther Staub, Berlin 1925, mit zahlreichen Abbn.; Michael Nungesser (Hg.), Hugo Brehme 1882 - 1954. Fotograf. Mexiko zwischen Revolution und Romantik, Ausst.kat. Ibero-Amerikanisches Institut, Preußischer Kulturbesitz, Berlin/Thüringer Museum Eisenach, Berlin 2004, mit zahlreichen Abbn.