Joan Miró - Solitude III/III - image-1

Lot 245 N

Joan Miró - Solitude III/III

Auktion 1121 - Übersicht Köln
30.11.2018, 17:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 280.000 € - 320.000 €

Joan Miró

Solitude III/III
1960

Öl und Kohle auf Karton 75 x 105 cm Gerahmt. Unten links schwarz signiert 'miró'. Rückseitig schwarz signiert, datiert und betitelt 'MIRÓ 29/4/60 Solitude III/III'.

„Der erste Morgen, der letzte Morgen, die Welt erwacht. Soll ich die Einsamkeit suchen, die dunkle Sprache, um so das bebende, unbeständige Leben besser zu fassen? Worte hat mein Mund, die ich mir da draußen wünschte, im Herzen dieser unschuldigen Welt, die zu mir spricht und mich sieht und mir zuhört und deren leuchtend klare Metamorphosen Miró schon immer gespiegelt hat.“ (Aus: Paul Eluard, Mirós Epiphanien (Naissance de Miró), 1937, zit. nach: Ausst. Kat. Joan Miró. Arbeiten auf Papier 1901-1977, hrsg. von Carl Haenlein, Kestner-Gesellschaft Hannover 1989/1990 S. 55).

1956 verlegt Joan Miró seinen Lebensmittelpunkt nach Mallorca. Der Architekt Josep Lluís Sert, ein Freund Mirós, entwirft ihm dort das Atelier, von dem er immer geträumt hatte und welches ihm den Raum für seine bedeutenden monumentalen Arbeiten der 1960er und 19070er Jahre geben sollte. Das große Format hatte Miró immer interessiert, gibt es dem Maler doch die Gelegenheit zur freien Bewegung, zur weit ausladenden Geste. Jetzt, in fortgeschrittenem Alter konzentriert er seine Kräfte auf metaphysische Landschaften, einen Minimalismus, in dem sich dem Betrachter der Kosmos offenbart. In ihrer radikalen motivischen Entleerung stellen diese Werke Höhepunkte in Mirós künstlerischem Schaffen dar.

Kennzeichnend für Mirós Arbeiten um 1960 ist ein völlig neues graphische Element: "Die sehr vereinfachten, sensiblen Zeichen scheinen über trennende Leeren und über Flecken und Wolken hinweg, die sie einkreisen und ersticken, einander zu antworten. Diese Zeichen oder besser Vor-Zeichen, die sich jeder Bindung und Gliederung entziehen, bilden eine Art Lücken-Schrift, ähnlich vielleicht der Zwölftonmusik, die der Maler in den letzten Jahren häufig hörte", so Jacques Dupin. Für ihn ist es "kein Zufall, daß diese Zeichnung besonders auf drei Kartons mit dem Titel 'Einsamkeit' erscheint, denn die Empfindungen, die sie wecken, entsprechen dem Sinn des Wortes. Jedes dieser verstreuten, winzigen Vor-Zeichen ist in erster Linie ein Zeichen des Menschlichen, einsam und von den Elementen bedroht - doch als schriftliches Geständnis seiner Schwäche und Angst bezeugt es durch seinen klaren und geschmeidig festen Strich zugleich die Entschlossenheit, sich zu wehren und durchzuhalten." (Jacques Dupin, Joan Miró, Leben und Werk, Köln 1961).

Unter dem Titel „Solitude“ (Dupin 903/904/905) entstehen im April 1960 insgesamt drei Gemälde auf Karton je gleichen Formats. Zutiefst poetisch präsentiert sich unsere dritte Komposition der Reihe, leise, nicht jedoch ohne in tiefdunklem Rot sowie leuchtendem Gelb und Grün hell zu erklingen. Zwischen Erscheinen und Verschwinden bereitet sie den Weg zu Mirós großen monochromen Gemälden der folgenden Jahre - in breitem weißen Pinselstrich, zart mäandrierender Linie und wenigen farbigen Flecken kulminiert doch schon hier Mirós ganzes früheres Werk.

Werkverzeichnis

Dupin/Lelong-Mainaud Paintings, Vol. IV, 1011

Provenienz

Pierre Matisse Gallery, New York (rückseitig mit dem Galerie-Etikett); Acquavella Galleries, New York; Galerie Michael Haas, Berlin; Privatsammlung

Literaturhinweise

Jacques Dupin, Miró, Paris 1961, Nr. 905 mit Abb. S. 552; Margit Rowell, Joan Miró. Peinture = Poésie, Paris 1976, Abb. S. 102; Barbara Reil/Roland Doschka, Miró Sternennächte, Ausst. Kat. Stadtmuseum Lindau 2013, S. 70/71 mit Farbabb.

Ausstellung

New York 1965 (Pierre Matisse Gallery) Cartones, Kat. Nr. 5; New York 1972 (The Solomon R. Guggenheim Museum), Joan Miró: Magnetic Fields, Kat. Nr. 38 mit Abb. S. 129; Berlin 2012 (Galerie Michael Haas), Joan Miró, o. Kat. Nr. mit Farbabb.