Giacomo Manzù - Grande Passo di danza - image-1

Lot 294 R

Giacomo Manzù - Grande Passo di danza

Auktion 1134 - Übersicht Köln
31.05.2019, 17:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 80.000 € - 120.000 €
Ergebnis: 111.600 € (inkl. Aufgeld)

Giacomo Manzù

Grande Passo di danza
1956

Bronze Höhe 201,5 cm Auf der Rückseite der mitgegossenen, konvex gewölbten Plinthe (Höhe 14,5 cm) mit dem ovalen Guss-Stempel "MANZÙ FONDERIA MAF MILANO" versehen. Unikat. - Mit dunkelbrauner Patina, stellenweise aufgelichtet.

Bereits 1940 hatte sich Giacomo Manzù mit der Thematik des Tanzes befasst, als er in Rom die Tochter der Baronin Blanc in deren Auftrag porträtierte. Hier entstand eine erste Serie von Zeichnungen des Mädchens als Tänzerin. Anfang der 1950er Jahre nahm der Künstler das Thema erneut auf. In den „Tanzschritten“ und den „Tänzerinnen“, losen Folgen von Bronzeplastiken (vgl. Rewald, op.cit. Abb. 77-88 etc.), arbeitete er das Motiv einer nackten, auf den Fußspitzen stehenden Tänzerin in vielfachen Variationen durch. 1953 übernahm Manzù die Bildhauerklasse der Internationalen Sommerakademie in Salzburg und führte neben der Unterrichtstätigkeit seine eigenen Arbeiten fort. Auf der Suche nach einem Modell traf er auf die junge Münchner Tänzerin Inge, in der er eine Muse fand. „Wieder stand er jemandem gegenüber, der genau das verkörperte, was er zu gestalten und auszudrücken wünschte. Zwar hatte er sich bereits seit einigen Jahren mit dem Thema der ‚Tanzschritte' befasst, doch hatte er zunächst einfach aufrechte Akte geschaffen, denen dann kurz danach einige auf den Fußspitzen stehende Tänzerinnen gefolgt waren. Nun entdeckte er nach seinen eigenen Worten in Inge die ‚unendlichen Möglichkeiten' dieses Vorwurfs. Bald begann er, in der Abgeschiedenheit seines kleinen Privatstudios an der Statue einer Tänzerin nach Inge zu arbeiten, und bewog diese, nach Schluss der Sommerakademie weiter sein Modell zu bleiben. […] Weder groß, noch von der eigentümlichen, fast zerbrechlichen Zierlichkeit, die so viele Tänzerinnen auszeichnet, verband Inge strotzende Gesundheit mit der besonderen Anmut, welche das Studium des klassischen Tanzes allen Körpern verleiht. […] Stärker noch als es bei früheren ähnlichen Erlebnissen der Fall war, beherrschte Inge fortan Manzùs Arbeit fast völlig.“ (Rewald, op.cit., S. 64 u. S. 67).
Auch die hier vorgestellte, lebensgroße Bronze ist wohl von der Physiognomie dieses wichtigen Modells inspiriert. Während viele seiner Tänzerinnen ein Tuch in den Händen halten oder mit ihrem langen Haarzopf spielen, verzichtet Manzù hier gänzlich auf Attribute oder Posen. Die ungewöhnliche Lösung, die Fußspitzen auf der Wölbung eines liegenden Halbzylinders als Plinthe zu platzieren, unterstreicht die Körperspannung der Tänzerin und vermittelt eine außerordentliche Leichtigkeit.

Zertifikat

Mit einer Foto-Expertise von Giulia Manzoni, Fondazione Giacomo Manzù, Ardea, vom 29. April 2019.
Das Werk ist im Archiv der Fondazione Giacomo Manzù unter der Nummer 8/2019 registriert.

Provenienz

Rheinische Unternehmenssammlung

Literaturhinweise

John Rewald, Giacomo Manzù, Salzburg 1966, vgl. Kat. Nr. 141 mit Abb. ("Tänzerin (Detail), 1957, Bronze, Höhe 220 cm, Slg. Mayer, New York") und Kat. Nrn. 100 und 101 mit Abb. ("Tanzschritt, 1956, Bronze, Höhe 220 cm, Slg. Morandi, Mailand")