Giovanni Pietro Rizzoli, genannt Giampietrino - Madonna mit Kind - image-1

Lot 1017 Dα

Giovanni Pietro Rizzoli, genannt Giampietrino - Madonna mit Kind

Auktion 1141 - Übersicht Köln
16.11.2019, 11:00 - Gemälde und Zeichnungen 15. - 19. Jh.
Schätzpreis: 25.000 € - 35.000 €
Ergebnis: 86.800 € (inkl. Aufgeld)

Giovanni Pietro Rizzoli, genannt Giampietrino

Madonna mit Kind

Öl auf Holz. 64 x 50,5 cm.

Als dieses Bild vor wenigen Jahren auf dem spanischen Kunstmarkt auftauchte, hatte es eine tastende Zuschreibung an Giampetrino, die nach der Reinigung und Restaurierung des Bildes von Dr. Cristina Geddo ohne Einschränkungen bestätigt wurde. Bekannt war die Komposition bis dahin durch ein Photo im Archiv von Bernard Berenson, dem es 1954 von der britischen Sammlerin Ethel Le Vane, seiner späteren Partnerin und Beraterin des Getty Museums, gezeigt wurde. Auf der Rückseite des Photos notierte Berenson die Namen Bernardino Luini und Giampetrino.
Die „Madonna Le Vane“ gelangte zu einem nicht bekannten Zeitpunkt nach Spanien und blieb dort bis 2016. Nach der anschließenden Restaurierung traten die Stilmerkmale des lombardischen Meisters deutlich zutage - die Eleganz der Konturen, die feine Ausführung der weiblichen Figur mit dem rätselhaften Lächeln und ihrem fesselndem Blick. Charakteristisch sind ebenfalls die kühle Farbpalette des Inkarnats, das gräuliche Chiaroscuro und das typische „sfumato“ als leonardeskes Erbe. Auch die Dreieckskomposition ist auf den großen Meister aus Vinci zurückzuführen. Als unmittelbares Vorbild für unsere Madonna ließe sich Andrea Solarios „Madonna mit Kind“ in Budapest (ca. 1505-1510) nennen. Ein weiteres Referenzwerk ist Leonardos Zeichnung „Putto auf einer Fensterbank“, das Giampetrino schon bei seiner „Madonna mit Kind“ in der Lambert Collection, New York, inspiriert hat.
Die gelängten Proportionen, die nervösen Hände und das rätselhafte Lächeln verbinden unsere Madonna auch mit Giampetrinos „Geburt Christi mit zwei Engeln“ im Museo Civico in Lugano und dem Polyptychon in Bagatti Valsecchi. Diese Werkgruppe zeichnet sich durch ihren raffinierten Manierismus aus und zeigt gleichzeitig auch das Interesse des Malers an der „maniera moderna“, wodurch es dem späteren Giampetrino zugeordnet wird. Mehrere zeitgenössische und spätere Repliken bezeugen den Erfolg dieser Komposition.

Wir danken Frau Dr. Cristina Geddo für Hinweise und Unterstützung bei der Katalogisierung dieses Gemäldes.

Zertifikat

Dott.ssa Cristina Geddo, 30. April 2017.

Provenienz

Collection Ethel Le Vane, 1954. - Spanische Privatsammlung bis 2016. - Bedeutende italienische Sammlung.