Arnold Newman - Pablo Picasso, Vallauris - image-1

Lot 15 D

Arnold Newman - Pablo Picasso, Vallauris

Auktion 1142 - Übersicht Köln
29.11.2019, 13:30 - Photographie
Schätzpreis: 9.000 € - 12.000 €

Arnold Newman

Pablo Picasso, Vallauris
1954

Vintage, Gelatinesilberabzug. 24,7 x 19,6 cm. Auf Originalkarton aufgezogen, dort unterhalb des Bildes rechts mit Bleistift signiert und handschriftliche Copyrightangabe, links mit Widmung an Lee Witkin. Rückseitig Adress- und Copyrightstempel des Photographen sowie von fremder Hand mit Bleistift bezeichnet. - Unter Passepartout und Glas gerahmt.

Gilt Arnold Newman eigentlich als Spezialist des „environmental portrait“, das den Dargestellten in seiner Arbeitsumgebung mitsamt der entsprechenden Attribute zeigt - den Pianisten Igor Strawinsky an seinem Flügel, die Photographin Berenice Abbott im Studio mit Kamera oder den Maler Piet Mondrian an seiner Staffelei stehend - so wählt er bei diesem Portrait Pablo Picassos einen extrem engen Bildausschnitt und nimmt den Künstler vor einem neutralen Hintergrund aus nächster Nähe auf. Durch die geringe Distanz und die Konzentration allein auf sein Gesicht gelingt es Newman, die - tatsächlich wohl ohnehin außerordentlich starke - Präsenz Picassos enorm zu steigern. Tritt man vor dieses Portrait, kann man sich dessen eindringlich-konzentriertem Blick kaum entziehen, vermag man sich des Gefühls nicht zu erwehren, dass er es ist, der seinen Blick auf uns richtet, und nicht wir den unseren auf ihn. „Als ich Picasso zum ersten Mal fotografierte, verbrachte ich Stunden mit ihm in Vallauris und entwickelte verschiedene Konzepte. Ursprünglich war der große Kopf von Raum umgeben (ich arbeite gerne mit Raum - wir alle leben darin), doch als ich mir die Probeabzüge ansah, erkannte ich, dass die Intensität seiner Augen und die Wirkung seiner an den Kopf geschmiegten Hand - einer ungekünstelten Geste - ohne den umgebenden Raum beträchtlich gesteigert wurden. Picasso dürfte die einzige Person sein, der ich wirklich einen „durchdringenden Blick“ zuschreiben würde.“ (zit. nach Arnold Newman, Ein Leben für die Fotografie, in: Philip Brookman, a.a.O., S. 26). Gerade in der Fokussierung auf den Kopf und die erhobene Hand des Künstlers, die die Stirn in leichte Falten schiebt, geraten jene Aspekte in den Blick, die wir mit dem Schaffen und der Person des Künstlers vor allem assoziieren: Sein analytisches Auge sowie seine Hände, die das Gesehene in Malerei und Plastik zu übersetzen vermögen.
Den hier zum Aufruf kommenden, seltenen Vintage-Abzug eines seiner bekanntesten Portraits schenkte Arnold Newman einst dem New Yorker Galeristen Lee Witkin.

Wir danken Howard Greenberg, New York, für hilfreiche Auskünfte.

Zertifikat

Mit schriftlicher Bestätigung von Howard Greenberg, datiert 9. Oktober 2019

Provenienz

Von Arnold Newman an Lee Witkin; Privatsammlung, Deutschland

Literaturhinweise

Robert A. Sobieszek, Arnold Newman. One Mind's Eye, Boston 1974, S. 11 mit Abb. (Ausschnittvariante); Henry Geldzahler, Arnold Newman. Artists. Portraits from four decades, Boston 1980, Tafel 49; Reinhold Mißelbeck (Hg.), Arnold Newman. Selected photographs, Köln 1998, S. 29 mit Abb.; Philip Brookman, Arnold Newman, Köln u.a. 2000, S. 91 mit Abb.; Kerstin Stremmel (Hg.), Ichundichundich. Picasso im Fotoporträt, Ausst.kat. Museum Ludwig, Köln u.a., Ostfildern 2011, S. 32 mit Abb.