Karl Hofer - Mutter und Tochter - image-1

Lot 247 Nα

Karl Hofer - Mutter und Tochter

Auktion 1143 - Übersicht Köln
29.11.2019, 18:00 - Moderne Kunst I
Schätzpreis: 35.000 € - 45.000 €
Ergebnis: 54.560 € (inkl. Aufgeld)

Karl Hofer

Mutter und Tochter
1944

Öl auf Leinwand 56,5 x 44,5 cm Gerahmt. Oben rechts blaugrün monogrammiert und datiert 'CH 44' (ligiert). - Mit leichtem Craquelé und im unteren Bereich mit wenigen kleinen Retuschen und unauffälligen kleinen Farbausbrüchen.

Das Doppelbildnis „Mutter und Tochter“ von Karl Hofer ist im letzten Jahr des II. Weltkriegs entstanden. 1938 waren nach vorangegangenen Repressalien gegen den Maler und Hochschullehrer durch die Nationalsozialisten 313 seiner Werke aus deutschen Museen entfernt worden. 1943 waren Hofer erst das Atelier ausgebombt und schließlich auch die Wohnung ausgebrannt, ein Großteil seiner Werke zerstört worden.
„Lieber Polde“, schreibt er an seinen Freund Leopold Ziegler am 1. Januar 1944, „zu diesem Jahr kommenden Elends will ich Dir doch einen Gruss, ein Lebenszeichen schicken. […] Nun sind wir auf der schiefen Ebene und in sausender Fahrt fahren die dazu Auserwählten, zu denen ich gehöre, in die Welt der Schatten […]. Die meisten Menschen haben schlimme Träume, aus denen zu erwachen sie froh sind. Ich hingegen lebe nur in meinen Erinnerungen und in meinen Träumen, die häufig und meist schön sind, in denen all das ist, was uns diese grausige Welt nun versagt, und der böse Traum beginnt, wenn ich erwache.“ (Karl Hofer, zit. nach: Ausst. Kat. Karl Hofer, Staatl. Kunsthalle Berlin 1978, S. 120).
Voller Verve macht sich Hofer dennoch daran, sein malerisches Werk wieder aufzubauen. 1944 entstehen weibliche Bildnisse, einzeln, zu zweit und in kleineren Gruppen formiert. Er malt Mutter-Tochter- und Freundinnenbildnisse, „Drei Grazien“, „Drei Mädchen“ (vgl. u.a. Wohlert 1792-1809), die meist auf Variation und Interaktion verweisen. Das angebotene Gemälde zeigt zwei Menschen, zart und mit einer gewissen Distanz beschrieben, in ihrem inneren Zusammenhalt. Sie schaffen es trotz aller weltpolitischen Unbill, bei sich zu bleiben, einzig ein resignativ-skeptischer Zug um den Mund der rechten Figur mag ein Hinweis auf die Situation, in der sich Hofer 1944 befindet, andeuten.
Der Bildtitel ist vom Vorbesitzer des Gemäldes tradiert, der als amerikanischer „Monument Man“ den Maler kennenlernte und das Werk erwarb.

Werkverzeichnis

Nicht bei Wohlert

Zertifikat

Das Gemälde wird in das Karl Hofer Werkverzeichnis der Gemälde aufgenommen. Es wird im Karl Hofer Archiv derzeit unter der Nummer N19 geführt.

Provenienz

Vom Vorbesitzer vermutlich direkt beim Künstler in Berlin erworben, Privatbesitz USA (1947), seitdem Familienbesitz USA