Amédée Ozenfant - Nature morte devant une fenêtre - image-1

Lot 256 D

Amédée Ozenfant - Nature morte devant une fenêtre

Auktion 1143 - Übersicht Köln
29.11.2019, 18:00 - Moderne Kunst I
Schätzpreis: 40.000 € - 60.000 €

Amédée Ozenfant

Nature morte devant une fenêtre
1922

Pastell und Graphit auf Bütten 28 x 19,3 cm (Darstellung) bzw. 36,2 x 22,7/24,8 cm Unter Glas gerahmt. Unten links mit Deckweiß signiert und datiert 'ozenfant 1922'. - In einwandfreier Erhaltung, das Motiv klar mit Bleistift linear umfasst. - Der Büttenbogen im breiten Rand rechts bogenförmig und unregelmäßig gerissen.

Das vorliegende Pastell von 1922 aus der ersten Phase des puristischen Werks von Amédée Ozenfant gehört zu den heute rar gewordenen Werkbeispielen aus dieser Zeit. Es entstanden damals in experimenteller Folge verschiedene neuartige Kompositionsvarianten in diesem vom Künstler bevorzugten Medium. „Nature morte devant une fenêtre“ ist als solches ein wertvolles frühes Zeugnis der persönlichen Auseinandersetzung Ozenfants mit den eigenen, veränderten Prinzipien formaler Gestaltung. Mit Charles-Edouard Jeanneret (Le Corbusier) hatte er 1918 in der Schrift „Après le cubisme“ theoretisch entwickelt und niedergelegt, was hier bildkünstlerisch erprobt wurde: das Stillleben, ein klassisches Thema abendländischer Malerei, diente mit seiner Gegenstandsvorlage exemplarisch nunmehr dem rationalen Konzept einer geometrisierten, planimetrischen Ordnung der Bildfläche.
Ozenfant gelingt es, in einem flächig abstrahierten Bildraum, der ein traditionelles Muster von Bildausschnitt (Tisch, Wand und Fenster) entfernt zu zitieren versteht, wenige Gefäße zu gruppieren, die sich nur über ihren linearen Umriss als Gegenstand definieren. Die strenge Flächenkomposition wie die reduzierten Farben neutralisieren jedwede Illusion von Körperlichkeit und binden die Einzelformen zusammen. Dabei werden die abstrakten Bildelemente im Medium des Pastells durch zart temperierte, transparente Übergänge miteinander unlösbar zu einer in der Fläche ausponderierten neuen Bildfigur verschmolzen. Die abgestuften, verteilten Farbwerte, eine überlegte feine Asymmetrie und der ornamentale Reiz schmaler flacher Kanneluren, wie sie Gläser ausweisen, erhöhen den Reiz und die Lebendigkeit dieser sonst hermetisch in sich ruhenden Komposition.

Werkverzeichnis

Guénégan 1922/OP-016

Zertifikat

Mit einer Foto-Expertise (No. 253/2016) von Pierre Guénégan, Paris, vom 19. Oktober 2016

Provenienz

Ehemals Sammlung Zitreen, USA (beim Künstler direkt erworben); Sammlung Bernès, Cannes; Europäische Privatsammlung