Lot 263 D

Im Jahr 1951 richtete der Nordwestdeutsche Rundfunk (heute WDR) einen Wettbewerb für die künstlerische Gestaltung der Außenverglasung des Haupttreppenhauses im neuen Funkhaus in Köln aus. Georg Meistermann ging als Sieger aus diesem Wettbewerb hervor und realisierte 1952 ein spektakuläres, über vier Geschosse sich erstreckendes Glasfenster (Vergleichsabb. online), das den internationalen Durchbruch Meistermanns als Glasmaler bedeuten sollte.
Das angebotene Probefenster stellt Meistermanns einzigen originalen Wettbewerbsentwurf in Glas dar. In zeittypischer abstrakter, am Informel angelehnter Formensprache geht Meistermann auf die zentralen Funktionen des neuen Funkhauses ein, dem "Senden und Empfangen" und visualisiert mithilfe eines dynamischen Liniennetzes Schall- und Klangwellen mit übergelagerten Farbflächen, die in ihrer biomorphen Form und leuchtenden Farbigkeit eine Nähe zu Joan Miró aufweisen.
Meistermanns Glasfenster läßt sich als anschauliches Kondensat seiner damaligen künstlerischen Bemühungen begreifen: „In einer Zeit, die das Weltall als einen aus der Mitte geschleuderten Kosmos erkannt, in der der Raum als ein Bewegtes definiert wird, an dem die Zeit gebunden ist wie die Zeit an den Raum, ist die künstlerische Metapher: Bewegung.“ (zit. nach: Ausst. Kat. Solingen/Bayreuth/Linnich 2011/2012, op. cit., S. 29).
Bereits 1952 präsentierte Meistermann das angebotene Glasfenster in der Jahresausstellung des Deutschen Künstlerbundes. Als herausragendes Beispiel für die Möglichkeiten moderner Glaskunst wurde das Fenster seitdem in zahlreichen weiteren Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt.