Lot 538 Dα

Ihre Erkenntnis, dass „die ganze Welt schon photographiert sei“, führte die tschechische Photographin Bela Kolárová, die seit 1949 mit dem Künstler und Dichter Jirí Kolár verheiratet war, zur kameralosen Photographie. Angeregt von den photographischen Experimenten des „Neuen Sehens“ der Zwischenkriegsjahre bediente sie sich eine Zeit lang ausschließlich der Technik des Photogramms, lenkte die Lichtstrahlen mithilfe eines Siebs oder durch Textilien hindurch auf das Photopapier oder erstellte „künstliche Negative“, indem sie kleinste Alltagsgegenstände und Objekte zwischen Cellophan montierte und dann belichtete. Die Struktur des Rasters, die das hier zum Aufruf kommende Photogramm dominiert, rückt das Blatt in die Nähe der sich ab Mitte der 1960er Jahre in Deutschland etablierenden Generativen Photographie.