Speiseteller aus dem Münchhausen-Service - image-1

Lot 647 Dα

Speiseteller aus dem Münchhausen-Service

Auktion 1159 - Übersicht Köln
13.11.2020, 09:30 - Kunstgewerbe inkl. Sammlung Renate und Tono Dreßen
Schätzpreis: 3.000 € - 4.000 €
Ergebnis: 4.000 € (inkl. Aufgeld)

Speiseteller aus dem Münchhausen-Service

Porzellan, Emaildekor in Purpurcamaieau, Schwarz und Eisenrot, Vergoldung. Flach, passig mit profiliertem Rand. Oben auf der Fahne das bekrönte Wappen des Mönchs auf radiertem Goldgrund, hinterlegt mit purpurnem Akanthus. Im Spiegel das purpurne chinoise Fabeltier (ähnlich einem Qilin) auf einer felsigen Landschaftsinsel. Um den Rand ein purpurnes Wellenband und Goldstreifen. Blaumarke Schwerter, Drehernummer 16. Dekor und Vergoldung minimal berieben. D 23,8 cm.
Meissen, 1745, der Dekor nach Adam Friedrich von Löwenfinck.

Gerlach Adolf Freiherr von Münchhausen (1688 - 1770) bedankte sich am 17. April 1745 für das "magnifique Königl. Porcellain present" (Hoffmeister 1999, Bd. II, S. 602).
Der in Berlin geborene Münchhausen trat 1715 in die Dienste des Kurfürsten von Hannover, der in Personalunion auch König Georg II. von England war. Er ernannte 1727 Münchhausen zum Geheimen Rat und 1732 zum Großvogt der Präfektur Celle. Münchhausen spielte in den Jahren nach dem Tod Kaiser Karls VI. eine immer wichtigere politische Rolle und genoss sowohl bei Georg II. als auch bei seinem Nachfolger Georg III. besonderes Vertrauen.
Dieter Hoffmeister erwähnt auch die von Claus Boltz entdeckte Korrespondenz im Dresdener Staatsarchiv, aus der hervorgeht, dass von Münchhausen 1745 eine führende Rolle bei den Verhandlungen über eine Leihgabe von 3,5 Millionen Reichstalern von Braunschweig an Sachsen spielte. Dem Ordner beigelegt war auch ein Briefwechsel zwischen Graf Hennicke und Baron Münchhausen, in dem Hennicke am 4. Januar 1745 die Vorlage des Münchhausen-Wappens erbat. In diesem Zeitraum, zwischen Januar und April 1745 muss das Service entstanden und ausgeliefert worden sein.

Literaturhinweise

Vgl. weitere Teller des Services in der Arnhold Collection (Kat. London 2008, Nr. 204 a-c, davor Sammlung Paul v. Ostermann) und ehemals Sammlung Hoffmeister (Kat. Hamburg 1999, Bd. II, Nr. 369). 26 dieser Teller befanden sich ehemals in der Sammlung von Klemperer.