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Lot 712 Dα

Speiseteller aus dem Stadhouder-Service für Willem V.

Auktion 1159 - Übersicht Köln
13.11.2020, 09:30 - Kunstgewerbe inkl. Sammlung Renate und Tono Dreßen
Schätzpreis: 1.500 € - 2.000 €
Ergebnis: 6.750 € (inkl. Aufgeld)

Speiseteller aus dem Stadhouder-Service für Willem V.

Porzellan, polychromer Emaildekor, Vergoldung. Modell Neu-Spanisch. Im Spiegel eine große braungoldene Rocaillenkartusche mit Vedute, auf dem Boden schwarz bezeichnet " 'T Casteel van Batavia." Vier gold gehöhte Rocaillenkartuschen mit farbigen Blumen um die Fahne, der Rand blau angespitzt. Blaumarke Schwerter mit Punkt, Dreherzeichen L. Kleiner restaurierter Randchip auf 6 Uhr, partiell minimaler Glasurabrieb im Fond. D 24,1 cm.
Meissen, um 1772 - 74.

Willem V. (1748 - 1806), Statthalter der Niederlande, erhält um 1772 - 1774 ein in der Manufaktur wohl von der Niederländischen Ostindien-Kompanie in Auftrag gegebenes umfangreiches Tafelservice. Alle ursprünglich 435 Geschirrteile waren mit niederländischen und kolonialen Veduten nach zeitgenössischen Kupferstichen bemalt. Die meisten Stücke befinden sich heute im Rijksmuseum Amsterdam, im Paleis Het Loo in Apeldoorn und im Kasteel Duivenvoorde in Voorschoten, einige aber auch in amerikanischen, deutschen, englischen und niederländischen Privatsammlungen.

Datiert wird das Service durch eine Notiz in den Arbeitsberichten Johann Joachim Kaendlers vom Oktober 1772, die folgendermaßen lautet: "Einen ziemlich großen Löwen, welcher auf eine Ovale Terrine welcher Service vor den Stadthalter nach Holland bestellet ist modelliret. Es ist solcher sietzend Vorgestellet, hält in seiner rechten Pfote die zu samen gebunden Pfeile, hat auf seinem Kopffe eine Crone, worauf die Worte in Lateinischen Buchstaben stehen: Ostindianische Compagnie. Solches Modell habe auch Zerschnitten und Zum abformen gegeben." Die Arbeitsberichte wurden erst 2002 von Ulrich Pietsch transkribiert, und dabei tauchten einige Überraschungen auf, wie z.B. die Tatsache, dass die Bestellung und die Ausführung des Services doch später stattfand, als man lange dachte.

Provenienz

1990 erworben im Kusthandel Zemlin, Hannover.

Literaturhinweise

Vgl. den Blaauwen, Meissen Porcelain in the Rijksmuseum, Amsterdam 2000, Nr. 245.
Die von Kaendler erwähnte Terrine mit zugehörigem Présentoir befindet sich heute in der Sammlung The Metropolitan Museum of Art New York (Inv.Nr. 02.6.128a, b und 02.6.129). Das Zitat aus den Arbeitsberichten nach Pietsch, Leipzig 2002, S. 204.