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Lot 201 Dα

Jankel Adler - Novillero I (Mallorquinischer Junge)

Auktion 1162 - Übersicht Köln
08.12.2020, 18:00 - Evening Sale - Moderne und Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 35.000 € - 40.000 €

Jankel Adler

Novillero I (Mallorquinischer Junge)
1930

Öl und Gips (reliefiert) auf Holzplatte 62,8 x 48 cm Mit älterer weißer Holzleiste, zusätzlich gerahmt. Oben links rot signiert und datiert 'Adler 30.' sowie auf der Rückseite mit dem Pinsel schwarz signiert und mit der Künstleradresse versehen: '(3)/ Jankel Adler/ Düsseldorf Liststr. 26', darunter betitelt ' "Nolvillero I" ' sowie datiert und mit einer Widmung an seine Tochter Nina versehen: 'Deyá auf Mallorca/ 1930/ für Nina'.

Jankel Adlers spanischer „Novillero“ aus der Zeit seines Aufenthaltes auf Mallorca erscheint als Porträt eines blutjungen Menschen, durchdrungen von dem Ernst, dem Stolz und der Würde des angehenden Matadors. Der Künstler hat durch spezifische Mittel der Farbe, auch malerischer Textur, die kostbar glänzende Gewandung in gesticktem Brokat angedeutet, die dazu gehört. Diesbezüglich erwähnt Annemarie Heil das legendäre „Lichtkleid“ des Toreros, die „Traje de luces“. Sie zieht damit eine mögliche Bedeutungsebene ein, die subtil den Antagonismus des Motivs wie den Mythos der Corrida ins Spiel bringt. Dieses inhaltliche Moment mag der Figur des Jungen von Jankel Adler latent wie absichtsvoll, vergleichbar einem schicksalhaften Substrat, zu Grunde liegen.
Auf dem Höhepunkt von Jankel Adlers künstlerischem Schaffen entstanden, reiht sich das vorliegende Werk stilistisch wie typologisch in das Oeuvre ein, das gegen Ende der 1920er Jahre entstanden war. Insbesondere sind die wandfüllenden Tableaus des Künstlers für die Ausstellung „Raum und Wandbild“, 1929 im Kölnischen Kunstverein, zu erwähnen, aus denen sich heute nur das von Adler überarbeitete Mittelstück der „Familie“ von 1928, der „Junge Arbeiter“, erhalten hat (Museum Sztuki, Lodz, s. auch Vergleichsabb.). Jankel Adler pflegte bekanntlich enge Beziehungen zur rheinischen „Gruppe progressiver Künstler“ um F.W. Seiwert und Heinrich Hoerle, deren Ideale er teilte. Sein spezifisches Menschenbild vergegenwärtigt sich in seiner Kunst nicht nur durch abstrakt-konstruktive Tendenzen, sondern auch durch eine monumentale Auffassung der Figur. Beides sind Ausdrucksmittel seiner stillen humanitas und sie finden sich als Gegebenheiten auch im vorliegenden Bildnis ausgeführt. Die konzentrierte wie versachlichte Art malerischer Komposition im „Novillero“ erscheint dabei wie ein entferntes Echo auf die Bilder Oskar Schlemmers.

Werkverzeichnis

Heibel WV 111/1930.08

Provenienz

Nina Adler (Düsseldorf 1927 - 1991 München), Nachlass; Galerie Remmert und Barth, Düsseldorf; Rheinische Privatsammlung

Literaturhinweise

Jürgen Harten/Marc Scheps, Jankel Adler, Ausst. Kat. Städt. Kunsthalle Düsseldorf/ Tel Aviv Museum, Israel, Köln 1985, Biographie, vgl. S. 26 zu dem Aufenthalt in Deyá/Mallorca; Annemarie Heibel, Jankel Adler (1895-1949), Band II: Werkverzeichnis der Gemälde, Münster 2016, Nr. 111/1930.08 mit Farbabb.; Antje Birthälmer/Gerhard Finckh (Hg.), Ausst. Kat. Jankel Adler, Wuppertal 2018, Neue Tendenzen in Adlers Malerei ab Mitte der 1920er Jahre, S. 303 f., mit Farbabb. S. 316; vgl. Antje Birthälmer, Jankel Adler und die Kölner Progressiven, in: ebenda, S. 89-113, insbesondere S. 104-106, 108 ff.

Ausstellung

Düsseldorf 1995 (Galerie Remmert und Barth) Jankel Adler, 100 Werke zum 100. Geburtstag, Kat. Nr. 19 mit Farbabb. S. 32 und Vorderseite Umschlag; Wuppertal 2018 (Von der Heydt-Museum), Jankel Adler und die Avantgarde, Chagall/Dix/Klee/Picasso, o. Kat. Nr. mit Farbabb. S. 316