Kölner Meister um 1450 - Anbetung der Könige - image-1

Lot 2001 Nα

Kölner Meister um 1450 - Anbetung der Könige

Auktion 1175 - Übersicht Köln
05.06.2021, 11:00 - Gemälde und Zeichnungen 15.-19. Jh.
Schätzpreis: 80.000 € - 100.000 €
Ergebnis: 97.500 € (inkl. Aufgeld)

Kölner Meister um 1450

Anbetung der Könige

Öl auf Holz. 78 x 42 cm.

Unsere vielfach publizierte und in der bedeutenden Kölner Ausstellung zu Stefan Lochner 1994 gezeigte Tafel ist Teil eines Triptychons, das vermutlich für eine Kölner Kirche geschaffen wurde. Weitere zugehörige Tafeln befinden sich heute u.a. in der Alten Pinakothek, München, dem Wallraf-Richartz-Museum, Köln, und dem Museum Wiesbaden. Auf den Außenseiten der Flügeln befanden sich einst zwölf Tafeln mit Aposteldarstellungen, während die Innenseiten der Flügel Szenen aus dem Leben Christi vor (links) und nach (rechts) der Passion gezeigt haben. Die vorliegende Tafel dürfte ihren Platz demnach auf der Innenseite des linken Flügels gefunden haben.
Dargestellt ist die Anbetung der Könige. Vor einem repräsentativen Goldgrund und einem strohgedeckten Stall sitzt Maria mit dem Jesuskind auf dem Schoß, beider Köpfe werden von großen Goldnimben hinterfangen. Vor dem Jesuskind kniet in anbetender Haltung der älteste der drei Könige in einem hermelingesäumten Brokatmantel, während die beiden anderen Könige in einfacheren Gewändern rechts hinter der Madonna stehen. Der hl. Josef erscheint bescheiden und größtenteils verdeckt am linken Bildrand. Vom strahlenden Goldgrund heben sich insbesondere die Rot- und Grüntöne der Gewänder zweier Könige sowie das Blau des Mantels der Gottesmutter ab. Am unteren Bildrand finden sich in einer stilllebenartigen Zusammenstellung zwei der Gaben der hl. Drei Könige, davon eine auf einem reichverzierten Kästchen, sowie die kronenartige Kopfbedeckung des ältesten Königs. Durch kräftige weiße Glanzlichter erhalten die Edelsteine besondere Plastizität.
Unser Gemälde zeigt große Nähe zu den Werken Stefan Lochners, dessen Schule diese wie auch die anderen Tafeln des Altars zunächst zugeschrieben wurden. Alfred Stange gab die Gemälde 1967 dem Meister des Heisterbacher Altars, seit Goldberg/Scheffler 1972 setzte sich in der Forschung jedoch die Vorstellung einer eigenständigen Künstlerpersönlichkeit im Köln der Mitte des 15. Jahrhunderts durch, ohne direkten Werkstattzusammenhang mit Lochner oder dem Meister des Heisterbacher Altars, wenn es auch zu beider Werken eine enge Verwandtschaft gibt.

Provenienz

Friedrich Lippmann (1838-1903), Berlin. - Auktion Lepke (“Sammlung des verstorbenen geheimen Regierungsrats und früheren Direktors des Koenigl. Kupferstichkabinetts zu Berlin Friedrich Lippmann“), Berlin, 26.-27.11.1912, Lot 51 (als: Meister des Heisterbacher Altars). - Ottmar Strauss (1878-1941), Köln. - Dr. Friedrich Thyssen (1873–1951). – Von diesem 1939 konfisziert und 1950 restituiert. - 1951 als Schenkung von Dr. Friedrich Thyssen an das Rheinische Landesmuseum Bonn (Inv.-Nr. 51.160). - 2015 an die Erben nach Ottmar Strauss restituiert. - Auktion Sotheby’s, London, 10.12.2015, Lot 150. - Kunsthandlung Sam Fogg, London. - Europäische Privatsammlung.

Literaturhinweise

Max J. Friedländer, in: Auktionskatalog Lepke (Sammlung Friedrich Lippmann), Berlin 1912, S. 7-11, S. 8f. (als: Meister des Heisterbacher Altars). - Franz Rademacher: Eine Schenkung von Dr. Fritz Thyssen an das Bonner Landesmuseum, in: Kunstchronik 5, 1952, S. 167 und 182, Abb. 7 (als: Nachfolger von Stefan Lochner). - Franz Rademacher: Rheinisches Landesmuseum Bonn. Verzeichnis der Gemälde, Köln u. Graz 1959, S. 28 (als: Meister des Heisterbacher Altars, Umkreis). - Alfred Stange: Kritisches Verzeichnis der deutschen Tafelbilder vor Dürer, 3 Bde., München 1967-78, Bd. 1, München 1967, S. 47f, Nr. 110d (als: Meister des Heisterbacher Altars). - Gisela Goldberg and Gisela Scheffler: Bayerische Staatsgemäldesammlungen Alte Pinakothek München. Altdeutsche Gemälde. Köln und Westdeutschland, Vollständiger Katalog (=Gemäldekataloge XIV), München 1972, S. 148. - Ingeborg Krueger, in: Rheinisches Landesmuseum Bonn. Gemälde bis 1900, Köln 1982, S. 260f (mit Abb.). - Frank Günter Zehnder: Katalog der Altkölner Malerei (=Kataloge des Wallraf-Richartz-Museums XI), Köln 1990, S. 459. - Dagmar R. Täube, in: Ausst.-Kat. „Stefan Lochner. Meister zu Köln. Herkunft – Werke – Wirkung”, Köln, Wallraf-Richartz Museum, 3.12.1993-27.2.1994, Köln 1993, S. 348f, Nr. 56a (mit Abb.). - Julien Chapuis: Stefan Lochner. Image Making in Fifteenth-Century Cologne, Turnhout 2004, S. 253-5, Abb. 214.

Ausstellung

Stefan Lochner. Meister zu Köln. Herkunft – Werke – Wirkung, Köln, Wallraf-Richartz Museum, 3.12.1993-27.2.1994, Nr. 56a.