Franz Ludwig Catel
Drei Kartäusermönche in einem Klostergang der Certosa di San Giacomo auf Capri im Mondschein
Öl auf Leinwand (doubliert). 72,5 x 99 cm.
Die österreichische Schriftstellerin Karoline Pichler (1769-1843), die in Wien einen literarischen Salon führte, veröffentlichte 1821 eine Erzählung, die sie anhand eines Gemäldes von der Hand Catels verfasst hatte (Das Kloster auf Capri. Nach einem Gemälde von Catel, in: Minerva. Taschenbuch für das Jahr 1821, Leipzig 1821, S. 239-308). Das Gemälde, das sich im Original bis heute nicht identifizieren ließ, befand sich damals in der Sammlung der Henriette Freifrau von Pereira, geb. von Arnstein (1780-1859), wo Caroline Pichler es gesehen und als Inspirationsquelle genutzt hatte. Diese Komposition der melancholisch in tiefem Schweigen verharrenden Mönche vor der nächtlich-düsteren Certosa San Giacomo auf Capri mit Blick aufs Meer und die Felsenformationen der Faraglioni wurde zu einem der meistgemalten Motive des Künstlers in Rom. Verschiedene eigenhändige Wiederholungen Catels sind inzwischen bekannt, aber auch Kopien anderer Künstler wie zum Beispiel von Peter Fendi.
Noch in der römischen Kunstausstellung des Jahres 1827 zeigte Catel diese Komposition in einer Version, die wie folgt beschrieben wurde: „Von dem so äußerst fruchtbaren und gewandten Catel waren (…) ausgestellt, ein Mondschein (…). Das erstere stellt ein Kapuzinerkloster auf der Insel Capri dar, von dessen Säulengange ein schwermüthiger Mönch in das mondhelle Element hinaussieht. Vorzüglich ist der Charakter der Nacht, der Stille, der Klostereinsamkeit der abgeschiedenen Insel dargestellt. Es sind nicht bloß leere Licht- und Schatteneffekte, sondern man glaubt das Wohltätige des Mondenlichtes zu fühlen; man sieht mit dem Mönche aufs Meer hinaus, man will errathen, was er denkt und fühlt, man sieht die Lichtfunken im Meere blinken, man glaubt sein Rauschen zu vernehmen, während in dem grabähnlichen Gang ein anderer Klosterbruder eben im Begriff ist, mit einem Licht durch die Thüre in seine Zelle zum Schlummer zu gehen.“ (Anonym, in: Kunstausstellungen in Rom, in: Berliner Kunst-Blatt, hg. v. E. H. Toelke, Erstes Heft, Januar 1928, Berlin 1828, S. 24)
Das vorliegende Gemälde mit seinem alten, wohl aus der Entstehungszeit stammenden Goldrahmen, das seit den 1930er Jahren in österreichischen und deutschen Sammlungen nachweisbar ist, ist eine der technisch versierten und routinierten Wiederholungen Catels im für den Künstler typischen Format von ca. 75 x 100 cm, ohne dass man den Auftraggeber identifizieren könnte. Es ist aber nicht auszuschließen, dass es sich um das bei Pichler erwähnte Bild der Baronin Pereira oder um das 1827 in Rom ausgestellte Werk handelt, doch konkret nachweisen lässt sich das für keine der bislang bekannten Versionen.
Catel kopierte sich jedoch nie getreu selbst, sondern veränderte stets kleinere Details in der Anordnung der Figuren wie auch in den verwendeten Architekturdetails. Das vorliegende Bild zeichnet sich durch das beiläufige Detail der links vorn auf den Steinplatten liegenden kleinen Steine aus, die auf den anderen bekannten Versionen in verschiedensten Formaten nicht zu sehen sind.
Das Gemälde wird in das in Vorbereitung befindliche Verzeichnis der Werke Franz Ludwig Catels von Dr. Andreas Stolzenburg, Hamburg - dem auch der vorliegende Katalogbeitrag zu verdanken ist - aufgenommen.
Provenienz
Otto Gabriel Friedmann (1879-1947), Wien (1938 nach Kolumbien emigriert). - Dr. Hans Friedmann (Sohn des Vorigen, 1914-2006), Wien (1938 nach Kolumbien emigriert, ab 1953 wieder in Österreich). - Wohl bei Ferdinand Joseph Nagler (1898-1980), Wien (Kunstauktionshaus und Antiquitätenhandel in der Kärntnerstraße). - Heinz Porep (1888-1973), München (Provenienz bis hierhin nach Aufzeichnungen von Hans Geller, Dresden, 1960). - 1997 Rudolf Neuhauser (1924-2010), Neffe von Hans Friedmann (von diesem ein nicht angenommenes Verkaufsangebot an die Alte Nationalgalerie, Berlin, Brief v. 10.6.1997). - Ab 2001 Galerie Falkenberg, Wien. - Auktion Galerie Fischer, Luzern, 11.11.2009, Lot 1079. - Privatbesitz, Schweiz. - Auktion Galerie Fischer, Luzern, 15.6.2016, Lot 1096 - Europäische Privatsammlung.
Literaturhinweise
Hans Geller: Franz Catel. Leben und Werk des deutschrömischen Malers zum 100jährigen Todestag des Künstlers, Ms., Köln 1960. - Gemälde Alter Meister und Gemälde 19. Jahrhundert, Aukt.-Kat. Fischer, Luzern, Auktion 10.6.2009, Nr. 1250. - Franz Ludwig Catel. Italienbilder der Romantik, hg. v. Andreas Stolzenburg u. Hubertus Gaßner, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle, Petersberg 2015, S. 322, Anm. 6 (Beitrag v. Andreas Stolzenburg). - Aukt.-Kat. Fischer, Luzern, Auktion 16.6.2016, Nr. 1096.