Godronierte römische Silberschale
Silber, getrieben, martelliert und graviert, auf dem Boden ein Ring aus Weichlot. Wenig gemuldet, mit 32 konzentrischen Godronen um einen flachen Spiegel mit Zentrierpunkt und zwei erhaben herausgearbeiteten Profilringen. Der Rand deutlich profiliert und 32fach gebogen. H 3,5, D 24,6 cm, Gewicht 469 g.
2. - 3. Jh. n. Chr.
Für die ersten drei Jahrhunderte n. Chr. sind keine römischen Silberobjekte mit Punzen bekannt. Vor der Spätantike scheint es kein Regelsystem gegeben zu haben. Die zahlreichen Gesetzestexte befassen sich mit den Problemen aller Art, die durch Silber aufgeworfen werden, erwähnen aber kein System der Kontrolle. Es gibt auch wenige archäologische Spuren, die die Techniken der römischen Silberschmiedekunst erhellen würden.
Die wichtigsten Silberminen in der griechischen und hellenistischen Welt lagen in Laurion (Lavrio) in Attika, während in der römischen Zeit Silber überwiegend aus spanischen Minen bezogen wurde. Aber auch in Großbritannien wurde vermutlich Silber gewonnen. Denn der Reichtum der Insel an Edel- und anderen Metallen war ausschlaggebend für die Pläne zur Invasion. Tacitus beschreibt dies in seinem Agricola: „Fert Britannia aurum et argentum et alia metalla, pretium victoriae“. In den englischen Münzschätzen befinden sich jedoch Prägungen aus dem gesamten römischen Reich, von Augusta Treverorum bis Antiochia, die mit dem Handel auf die Insel kamen.
Antike Texte, wie die von Plinius oder die Epigramme von Martial, weisen auf die außerordentliche Beliebtheit bestimmter toreutischer Stücke hin, deren Besitz umkämpft war: Die Preise erreichten ein außergewöhnliches Niveau, was sich in Ermangelung der Punzen damit erklären lässt, dass die Stücke schon damals als Kunst- und Wertobjekte angesehen wurden. Abgesehen vom Handel kam man in den Besitz einer solch prachtvolle Silberschale durch die Gunst des Kaisers. Solche „largitiones“ richteten sich nach Rang und Standeszugehörigkeit des Empfängers und dienten der Entlohnung, waren oft mit zusätzlichen Geldgeschenken verbunden. Der Beschenkte stellte das Objekt als Statussymbol zur Schau.
Provenienz
Ehemals Sammlung James Bomford.
Literaturhinweise
Vgl. die sehr ähnliche Silberschale im Römisch-Germanischen Museum Köln, Inv.Nr. 200418, von Frau Dr. Friederike Naumann-Steckner bezeichnet als "Produkt einer gallo-römischen Werkstatt des 3. Jahrhunderts".
Vgl. Trésors d´orfèvrerie gallo-romain, Musée du Luxembourg, Paris, Musée de la civilisation gallo-romaine, Lyon, 1989.
Vgl. das gallische Silberbecken mit Klappgriffen in der Sammlung des Louvre (Inv.Nr. MNE 1008).
Vgl. die in Chaourse in der Picardie gefundene Schale im British Museum (Mus.No. 1889,1019.11).
Vgl. das Becken aus dem Schatz von Kaiseraugst im Römermuseum Augst, Schweiz (Inv. 62.23).
Ausstellung
Ashmolean Museum, Oxford, Juni 1973 - März 1974 (loan no. 160).